"Music Matters"

couchrecords


DZIHAN KAMIEN
Music Matters
(www.couchrecords.com)
Sieben Jahre lang (das Album Fakes von 2005 wegen des selbsterklärenden Titels nicht mitgerechnet) ist das Wiener Duo Dzihan und Kamien auf der faulen Haut, nein, faul auf der Couch gelegen. Stimmt zwar so nicht - siehe Fakes -, Zeit haben sie sich aber gelassen, und Couch heißt immerhin das eigene Label. In dieser Zeit hat das Interesse an angejazzten Dope-Beats oder Downtempo bekanntlich nachgelassen. Dem tragen die beiden ursprünglich dort verankert gewesenen Produzenten Rechnung, ja, sie haben sich für ihr neues Album Music Matters durchaus neu erfunden. Nach wie vor wissen sie, wie man auf den Dancefloor hinarbeitet. Die immer noch gut eingefetteten Unterlagen werden aber obendrauf von etwas geprägt, das Pop eher ist als Kiffer- oder Kühltuer-Soundtrack. Wenn heute ein Schwächeanfall droht, wird daraus eine lässig verwischte Ballade wie I Wish - die nach einer Minute dann aber doch wieder ausschlägt und auf die Party will. Lässige Connaisseur-Pop-Musik auf Höhe der Zeit. Elegant, cool, manchmal gestrichen und an den richtigen Stellen verschwitzt.

SIR TRALALA
Escaping Dystopia
(Seayou Rec. / Hoanzl)
David Hebenstreit, Enigma und sympathischer Wahnsinniger, DJ an diversen Plattentellern Wiens sowie "Mean Fiddler" beim Kummerbund Sex, Gewalt und gute Laune, veröffentlicht sein zweites Album. Zwischen opulentem Irrsinn, Tom-Waits-Begräbnis im Gailtal und politischem Manifest lässt er als Sir Tralala nichts anbrennen. Ob er sich mit diesem Album als liebster Schwiegersohn empfiehlt ist zu bezweifeln. Als einer der originellsten heimischen Musiker allemal!

HIGAMOS HOGAMOS
(www.dcrecordings.com)
Auf dem Label des TripHop- und Big-Beat- (Mit-)Erfinders J Saul Kane alias Depth Charge veröffentlicht mit Higamos Hogamos ein Duo, das die Ursprünge des Labels überwunden hat. Toby Jenkins und Steve Webster kreieren stattdessen einen Pop-Entwurf, der sich beim seit Jahren als überbordender Fundus erweisenden Krautrock ebenso bedient wie bei der Band Wire zuzeiten von The Ideal Copy. Also repetitiver Pop zwischen Dancefloor und verhaltenen Gitarren-Breitseiten. Sehr super! (flu/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.5.2009)