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Eugenie Schwarzwald war eine der ersten Frauen, die es zu akademischen Würden gebracht haben.
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Eugenie Schwarzwald: Progressive Pädagogin und sozial Engagierte.
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"... und in unsere Herzen gruben sich Metallschienen. Wer so aussah, konnte weder denken noch fühlen... War man reich, wartete man auf einen Mann... War man arm, wartete man erst recht auf einen Mann...", beschrieb Eugenie Schwarzwald die Situation von Frauen Ende des 19. Jahrhunderts.

 

Sie selbst bildete als Tochter der Fuhrwerksfamilie Nussbaum eine Ausnahme. Als eine der wenigen und ersten Frauen der Bourgeoisie war es ihr ermöglicht worden, zu studieren. Nach dem Besuch der Lehrerinnenbildungsanstalt - damals das Höchstmaß an für Frauen vorgesehener Bildung - inskripierte sie an der Uni Zürich Philosophie, Pädagogik, Englisch und Germanistik und promovierte 1900 zur Doktorin der Philosophie - als eine von drei Frauen unter 150 Männern.

Erziehung zu Selbstbestimmung und Förderung der Kreativität

Ab 1901 leitete sie - provisorisch - das Mädchenlyzeum am Wiener Franziskanerplatz und erweiterte dieses allmählich zu einem Schulzentrum: Volksschule mit Koedukation sowie Gymnasial- und Fortbildungskurse. Ein Leitgedanke Schwarzwalds zur Erziehung war, die Kreativität der Kinder zu fördern, ein zu dieser Zeit progressiver Vorstoß, der von den k. und k.-Beamten misstrauisch beäugt wurde. Besonders Mädchen wollte sie entgegen der bürgerlichen Doktrin von der "wesensgemäßen Erziehung" zu denkenden und selbstbestimmten Individuen heranbilden. Mit Maria Montessori war sie genauso wie mit anderen Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung aufs Engste verbunden. So übernahm sie 1911 jenes erste achtjährige Gymnasium für Mädchen in Österreich, das auch die Matura ermöglichte, für dessen Existenz sich Marianne Hainisch jahrzehntelang eingesetzt hatte.

Soziales Engagement

Mit Kriegsbeginn 1914 lenkte sie ihr Augenmerk allgemein auf den sozialen Bereich. Sie startete die Aktion "Wiener Kinder aufs Land", die 4.000 mangelernährten Mädchen und Buben Erholung in den Ferien zukommen ließ und gründete Gemeinschaftsküchen. Zu Beginn des Faschismus emigrierte sie nach Dänemark und kehrte nicht mehr nach Österreich zurück. Die Nazis hatten ihre Schule geschlossen und ihren Besitz beschlagnahmt.

Eugenie Schwarzwald starb 1940 in Zürich. (dabu)