Graz - Dass die Österreicherinnen und Österreicher in Sachen Umweltschutz im internationalen Ranking vorbildlich sind, ist bekannt. Eine soziologische Studie an der Karl-Franzens-Universität Graz, die nun auszugsweise in der Zeitung "Unizeit" veröffentlicht wurde, brachte aber auch Ergebnisse, die zum Teil bisherigen Untersuchungen widersprechen: Demnach liegen, wie oft vermutet, Denken und Handeln nicht so weit auseinander.
Univ.-Prof. Max Haller und Christian Troy haben eine vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank geförderte Untersuchung angestellt, die den Zusammenhang zwischen politischen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Umwelthandeln der Bevölkerung herstellt. Die Daten für die Studie bezogen Haller und Troy aus dem "International Social Survey Programme 2001" über "Umwelteinstellungen im internationalen Vergleich". Der Survey enthält die Ergebnisse von 27.000 Interviews in 23 Ländern.
Ältere Menschen am umweltbewusstesten
Am umweltbewusstesten verhalten sich, rein statistisch betrachtet, ältere Menschen, höher Gebildete, Erwerbstätige, politisch eher links Orientierte und aktive Kirchenbesucher. Der internationale Vergleich zeigt deutlich, dass Bewusstsein und Einstellung wichtige Grundlagen für ein verantwortungsvolles Umwelt-Handeln sind: Zwischen dem Wissen um schädliche Einflüsse auf die Natur und einem entsprechenden Verhalten der Menschen konnten Haller und Troy eine nur relativ geringe Diskrepanz feststellen. "Offensichtlich sind bis dato Kontextfaktoren zu wenig berücksichtigt worden", findet Haller eine Erklärung für dieses einigermaßen überraschende Ergebnis.
Platz in Wertvorstellungen
Die Natur habe einen festen Platz in unseren Wertvorstellungen bekommen, so die Studienautoren weiter. Die Politik insgesamt habe großen Einfluss auf das Umwelthandeln der Bevölkerung, der Staat ein große Vorbildwirkung auf seine Bürger. Er muss garantieren, dass die "Opfer" für die Umwelt nicht zu groß sind: Flächendeckende Möglichkeiten zur Mülltrennung müssen vorhanden sein, und ausreichend öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen.
Umweltwissen und entsprechendes Handeln sind in Österreich relativ deckungsgleich, besonders bei der älteren Bevölkerung. Obwohl das Wissen um Umweltzusammenhänge in der Alpenrepublik besser sein könnte (Rang 15 von 23), liegt sie beim Handeln hinter Deutschland schon auf Platz 2. Das Naturschutz-Know-how ist in den skandinavischen und angelsächsischen Ländern am höchsten, in denen auch die durchschnittliche Ausbildung der Bevölkerung am Besten ist.
Öko-Themen nicht mehr so brisant
"Unser großes Problem heute ist, dass Öko-Themen ist nicht mehr so brisant sind", sieht der Soziologie-Professor aber auch eine Gefahr, dass das an sich hohe Umweltbewusstsein abflacht. "Waldsterben oder saurer Regen sind kein Thema mehr, auch der Feinstaub wird im Frühjahr wieder vergessen sein", so Haller kritisch im Hinblick auf das jüngste Reagieren - oder eben Nicht-Reagieren - der Politik auf die Feinstaubproblematik etwa in Graz. (APA)