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Bereits im Dezember wurde heftig protestiert.

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Grafik: STANDARD

Wien - Die Österreichische Post macht ernst mit der am 11. Dezember des Vorjahres angekündigten Auslagerung von Zustelldienstleistungen. Beginnen will der für die Sparte Brief zuständige Vorstandsdirektor Walter Hitziger bereits im Juni und zwar in Wien-Brigittenau und Wien-Simmering, wo bereits Pilotprojekte laufen (der Standard berichtete). Insgesamt sollen heuer österreichweit rund fünf Prozent der Briefzustellungen von privaten Anbietern oder der jüngst gegründeten Post-Tochter Medien Zustell GmbH durchgeführt werden.

Damit ist dem teilstaatlichen Unternehmen neben Kostensenkungen von rein rechnerisch sechs Millionen Euro pro Jahr vor allem eines sicher: eine Streikdrohung der Postgewerkschaft. Wie der Standard in gut informierten Post-Kreisen erfuhr, hat Postgewerkschaftsschef Gerhard Fritz für heute, Freitag, alle "Landeskaiser" zu sich nach Wien zitiert, um einen "erweiterten Zentralausschuss" abzuhalten. Hauptzweck dieser Sitzung: Streikvorbereitungen. Am 22. Mai will sie sich einen Streikbeschluss holen, um mit dem Start der Umsetzung der Firmenpläne am 22. Juni "kampfbereit" zu sein.

Ohne Kündigungen

Dass die Post versichert, wegen der Auslagerung von vorerst fünf Prozent der Zustellleistung (mittelfristig sollen es laut Hitziger "nicht mehr als zehn Prozent sein" ,) heuer keinen einzigen Briefträger zu kündigen. Wie das ohne Freisetzungen geht? Rund 600 Zusteller verlassen das Unternehmen jährlich freiwillig (mit oder ohne Golden Handshake oder durch Pensionierung) und diese Posten werde man schlicht nicht in der gelben Post nachbesetzen, sondern die Leistungen extern zukaufen. Damit spare man auch Investitionen. Die Post hat bisher pro Jahr im Schnitt 600 bis 800 Klein-Lkws gekauft (meist VWs bei Porsche Austria).

Weiter in die Zukunft gehende Zusagen will Hitziger unter Hinweis auf die Wirtschaftskrise freilich nicht machen. Die Nachfrage nach Briefdienstleistungen sinke auch wegen der elektronischen Post (E-Mail), führte Hitziger am Donnerstag in einer eilig einberufenen Pressekonferenz aus.

6.000 überflüssige Briefträger

Die Postgewerkschaft hingegen hat flugs ausgerechnet, dass durch dieses Outsourcing mittelfristig 6000 Briefträger überflüssig werden. "Jetzt ist Vizekanzler Josef Pröll gefragt, endlich personelle Entscheidungen zur Sicherung der Post AG zu treffen. Wenn der Finanzminister jetzt zuschaut, macht er sich mitschuldig" , wettern die Gewerkschafter via Aussendung.

Die Post gehört zu rund 52 Prozent dem Staat, Eigentümervertreter ist Pröll (über die Verstaatlichtenholding ÖIAG), für Postzustellung und flächendeckende Versorgung verantwortlich ist Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ). Rund 60 Prozent des Umsatzes lukriert die Post im Briefgeschäft - dem letzten Monopol für Briefe bis 50 Gramm, das 2011 fallen wird.

Die Post AG zeigt sich von den Drohungen ungerührt. Man habe die Belegschaftsvertretung über die Pläne informiert und die Faktenlage sei eindeutig: Ein Postbediensteter koste das Unternehmen durchschnittlich 35.000 Euro, ein privater Zusteller hingegen nur 25.000. Man werde kein Lohndumping durch private Briefzusteller dulden, outgesourct werde nur an Betriebe, die ihre Mitarbeiter anstellten, sicher nicht an freiberufliche Zusteller mit prekären Arbeitsverhältnissen, versichert Hitziger. Überhaupt habe man keine andere Wahl, im ersten Quartal sei der Rechnungsversand für kleine und mittlere Unternehmen um vier Prozent zurückgegangen. (ung, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.5.2009)