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Start der Ariane

Foto: REUTERS/P Baudon/ESA

Die beiden Super-Teleskope "Herschel" (links) und "Planck" haben die Erde verlassen (im Bild eine Zeichnung).

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Darmstadt - Einen Tag nach ihrem Bilderbuchstart sind die beiden europäischen Weltraumteleskope "Herschel" und "Planck" planmäßig auf Kurs zu ihrem Einsatzort. Der Flug beider Satelliten verlaufe problemlos, berichtete das europäische Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt am Freitag. Alle Systeme sind demnach voll einsatzfähig, die Instrumente hätten erste Messdaten an die Bodenstation übermittelt.

Die europäische Raumfahrtagentur ESA veröffentlichte am Freitag Bilder von der erfolgreichen Trennung, die von "Herschels" Bordkamera aufgenommen worden waren.

Die beiden Instrumente sind Donnerstag Nachmittag um 15.12 Uhr mit einer Ariane-5-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana aus ins All geschossen worden. Zuvor war der Start wegen technischer Probleme schon mehrfach verschoben worden. Die wissenschaftlichen Beobachtungen beginnen, wenn die beiden zusammen 1,8 Milliarden Euro teuren Superteleskope in rund zwei Monaten ihren Einsatzort in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde erreicht haben werden.

Missionen

Mit "Herschel" wollen die Astronomen unter anderem die ersten Sterne des Universums anvisieren und in die Staubkokons entstehender Sonnen spähen. "Planck" soll das "Echo des Urknalls" so genau vermessen wie nie zuvor. Diese mehr als 13 Milliarden Jahre alte Mikrowellenstrahlung gilt als das älteste Licht der Welt. Eingebrannt darin findet sich die Entwicklungsgeschichte des Weltalls.

Das größte Weltraumteleskop

Das nach dem britischen Astronomen William Herschel benannte größere Instrument ist mit über sieben Metern Höhe und 3,4 Tonnen Startgewicht das größte je ins Weltall gebrachte Teleskop. Sein Spiegel ist mit einem Durchmesser von 3,5 Metern wesentlich größer als der 2,4-Meter-Spiegel des bisher größten Weltraumteleskops "Hubble". "Herschel" arbeitet im infraroten Bereich und kann damit auch durch für herkömmliche Teleskope undurchdringliche Staubwolken schauen. Nicht zuletzt erwarten sich die Wissenschafter einen Blick in jene Urmaterie, aus der sich die ersten Sterne bildeten. Der infrarote Anteil des Weltalls ist von der Erde aus nicht sichtbar, die Lufthülle verhindert das.

"Herschel" soll außerdem die Oberfläche und die Atmosphäre entfernter Planeten erforschen und dabei auch nach Wasser suchen, einem wesentlichen Element für die Entstehung von Leben. Das 1,1 Milliarden Euro teure "Herschel"-Projekt ist für eine Betriebsdauer von mindestens drei Jahren ausgelegt.

"Planck"

Mit 4,2 Metern Höhe und einem Startgewicht von knapp zwei Tonnen ist das "Planck"-Teleskop das kleinere Instrument des Tandems. Benannt nach dem deutschen Physiker und Nobelpreisträger Max Planck soll das Gerät den gesamten Himmel durchmustern und dabei die kosmische Hintergrundstrahlung im Mikrowellenbereich beobachten. Die voraussichtliche Lebensdauer von "Planck" beträgt 15 Monate, ist aber möglicherweise erweiterungsfähig. Wie bei "Herschel" ist sie davon abhängig, wie lange die Instrumente gekühlt werden können. Die Kosten des Projektes belaufen sich auf gut 700 Millionen Euro.

Österreichische Beteiligung

Aber auch im Weltall ist die Beobachtung schwierig. So mussten die Instrumente des Teleskops schon Monate vor dem Start auf minus 270 Grad Celsius gekühlt werden. Erst im Weltraum soll ein Aufklappmechanismus das Fernrohr öffnen. Deckel, Mechanismus und die thermische Verkleidung kommen aus Österreich, das Unternehmen RUAG Aerospace Austria hat Aufträge im Gesamtausmaß von 13 Millionen Euro für den Satelliten erhalten. Wissenschafter des Instituts für Astronomie der Universität Wien waren an der Entwicklung der Software beteiligt. (APA/dpa/Reuters/red)