Warschau - Eine polnische Bürgerinitiative hat innerhalb eines Monats 150.000 Unterschriften gegen die künstliche Befruchtung nach der Methode der In-vitro-Fertilisation (IvF) gesammelt und übt damit Druck auf das Parlament aus. Anfang Juni will die Initiative einen Gesetzesentwurf einbringen, demzufolge diese Methode verboten werden soll. Abgeordnete der rechtskonservativen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) sagten ihre Unterstützung zu.

"Wir verteidigen damit die Grundlagen der Lehre der katholischen Kirche", erklärte Ludwik Skurzak, einer der Initiatoren der Bürgerinitiative, gegenüber der Nachrichtenagentur PAP. In der PiS tritt vor allem der Abgeordnete Boleslaw Piecha, von Beruf Gynäkologe, gegen die In-vitro-Befruchtung auf. "Wir haben grünes Licht von der Fraktionsspitze, einen Gesetzesentwurf zum Verbot der Methode zu unterstützen", sagte Piecha der Zeitung "Dziennik".

"Stammwählerschaft zufriedenstellen"

Die rechtsliberale Regierungspartei Bürgerplattform (PO) wirft der PiS Populismus vor. "Sie will damit ihre Stammwählerschaft zufriedenstellen", sagte der PO-Vize-Fraktionsvorsitzende Grzegorz Dolniak vor Journalisten. In der PO tritt seit langem deren konservativer Vertreter Jaroslaw Gowin für ein Gesetz ein, das die In-vitro-Befruchtung regelt, aber nicht grundsätzlich verbietet. Eine Debatte in der PO findet darüber aber kaum statt, weil, so Kritiker, Premier Donald Tusk weder bei den liberalen noch bei den konservativen Wählern anecken wolle.

Bei der In-vitro-Fertilisation wird die Frau zunächst durch hohe Hormondosen zur gleichzeitigen Reifung mehrerer Eizellen stimuliert (Hyperovulation). Diese Eizellen werden anschließend entnommen und mit dem Sperma des Mannes in der Petrischale befruchtet. Je nach Verfahren werden die entstandenen Embryonen dann entweder einzeln oder gleichzeitig in die Gebärmutter der Frau eingesetzt.

Üblicherweise braucht es bis zur Geburt eines Babys mehrere Befruchtungsversuche, da die meisten Embryonen sich nicht einnisten bzw. wegen Schädigungen durch das Befruchtungsverfahren noch während der Schwangerschaft absterben. Zudem ist es in manchen Ländern üblich, bei der Entstehung von Mehrlingsschwangerschaften nach IvF einzelne Kinder abzutreiben (selektive Abtreibung). Aus all diesen Gründen - sowie aus der grundsätzlichen Überlegung heraus, dass die Zeugung eines Menschen eine "Frucht der Hingabe" sein und nicht durch ein technisches Verfahren erfolgen sollte - lehnt die katholische Kirche die In-vitro-Fertilistaion ab. (APA)