Die Studie über das Wahlverhalten der 16- bis 18-jährigen ErstwählerInnen bei der Nationalratswahl 2008 ist eine denkbar schlechte Nachricht für die SPÖ. Der Koalitionspartner ÖVP kommt bei den Jungen noch besser an als die FPÖ. Die Rechtsparteien FPÖ und BZÖ sind zusammengerechnet die Favoriten bei den Erstwählern. Die Erklärung, Jugendliche hätten aus Protest gegen die Streit-Regierung FPÖ und BZÖ gewählt, muss nach Bekanntwerden der Studienergebnisse angezweifelt werden. Schließlich - wir erinnern uns - war es der Koalitionspartner ÖVP, der mitgestritten hat und schließlich war es Wilhelm Molterer, der dann gesagt hat, dass es ihm reicht.

Unsere Jugend fühlt sich schlecht informiert, sie will in der Schule mehr über Politik lernen. Und das zu Recht: Diskussionen in der Schule seien statistisch relevant für die Teilnahme an einer Wahl, heißt es so schön im Bericht der StudienautorInnen. Mit großem Enthusiasmus ist die SPÖ für "Wählen ab 16" eingetreten - die Frage, wie die Jugend darauf vorbereitet werden soll, ist dabei aber auf der Strecke geblieben. Dieses Versäumnis gilt es schleunigst aufzuholen.

Es reicht nicht, wenn Jugendliche Zeitung lesen oder Zeit im Bild schauen. Sie müssen lernen, Informationen richtig zu bewerten und - jawohl - auch zu hinterfragen, wie und warum manche Medien gewisse Botschaften transportieren - oder auch nicht. Dafür, dass im Unterricht verstärkt ein Umfeld dafür geschaffen wird, ist die Bildungsministerin zuständig. Es wäre falsch, die Lehrer wieder in diesem Zusammenhang als Sündenböcke darzustellen. Im Rahmen des Möglichen sind sie meist sehr bemüht, politische Bildung zu vermitteln. Auf der Stundentafel rangiert politische Bildung meist unter „ferner liefen". Dafür, dass dieses Fach in sämtlichen Schulen ein ernstzunehmender Fixbestandteil ist, muss sich die Politik einsetzen.

Besonders bitter für die SPÖ: "Ausbildung", "Jugendarbeitslosigkeit", "Armut" und "Gleichberechtigung" sind Themen die unsere Jugend mehr interessiert und betrifft als "strenge Einwanderungsbestimmungen" und "Integration von Ausländern". Das sind klassische sozialdemokratische Themen.  Hier gelingt es der SPÖ jedoch nicht ausreichend, die Wähler zu mobilisieren.

Unsere Jugend fühlt sich von der Politik nicht ernst- und wahrgenommen. Spätestens bei den ersten Hochrechnungen nach der EU-Wahl werden die Parteien die Jugend wieder einmal bemerken.  (Katrin Burgstaller/derStandard.at, 14. Mai 2009)