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ZUR PERSON: Andreas Mölzer (56) ist privat geschieden und wiederverheiratet und hat sechs Kinder.

REUTERS/Herbert Neubauer

Standard: In einem Grundlagenpapier der FPÖ für den EU-Wahlkampf werden die anderen Spitzenkandidaten desavouiert. Die Grüne Ulrike Lunacek etwa als "Kampflesbe" . Was verstehen Sie darunter?

Mölzer: In diese Unterlage ist offenbar eine jeweils einseitige Stärken-Schwächen-Analyse der Mitbewerber hineingeraten, die nur zum internen Gebrauch bestimmt war. Für mich persönlich ist Frau Lunacek bekennende Lesbe - und das vertritt sie auch kämpferisch.

Standard: Der Ausdruck "Kampflesbe" gilt eindeutig als Schimpfwort für eine homosexuelle Frau, der man Renitenz unterstellt.

Mölzer: Das würde ich so nicht qualifizieren.

Standard: Haben Sie generell etwas gegen Lesben und Schwule?

Mölzer: Solange jemand etwas privat, in seinem Intimleben, macht, geht mich das nichts an. Aber ich habe etwas dagegen, wenn Homosexualität zu einem gesamtgesellschaftlichen Vorbild hochstilisiert wird. Das geschieht auch jetzt beim Life Ball, der uns ins Haus steht.

Standard: Offensichtlich wollen Sie das Interview nicht zum Anlass nehmen, um sich namens der FPÖ bei Lunacek zu entschuldigen?

Mölzer: Ich habe den Ausdruck so nicht verwendet. Daher brauche ich mich nicht zu entschuldigen.

Standard: Es ist Ihnen auch nicht peinlich, dass dieses Papier Ihr Sohn, der Referent im FPÖ-Parlamentsklub ist, verfasst hat?

Mölzer: Das kann man so nicht sagen. Wie diese Analysen in die Unterlagen gekommen sind und wer sie verfasst hat, ist vorläufig ungeklärt. - Außerdem würde ich mich freuen, wenn sich jene, die sich illegal interne Papiere verschaffen, auch einmal entschuldigen.

Standard: Bleiben wir bei dem Papier: Darin werden alle gegnerischen Spitzenkandidaten auseinandergenommen außer Ernst Strasser von der ÖVP. Ist der FPÖ zu ihm nichts eingefallen?

Mölzer: Das Papier dürfte eine ältere Ausfertigung sein, das Ihnen da in die Hände geraten ist. Deswegen steht über ihn noch nichts drinnen.

Standard: In der Unterlage wird auch das "späte Glück" vom Listen-Ersten der SPÖ, Hannes Swoboda, thematisiert, weil er vor einigen Jahren Ex-EU-Staatssekretärin Brigitte Ederer geheiratet hat. Oder Lunaceks "peruanische Lebensgefährtin". Sind alle Methoden recht und billig, um an Stimmen zuzulegen?

Mölzer: Nein, gar nicht. Ich sag ja: Dieses Papier war nie für die Öffentlichkeit bestimmt.

Standard: Es dient den Funktionären als Argumentarium für den Wahlkampf. Insofern machen die das doch sehr wohl publik?

Mölzer: Von uns wurde das Ganze gar nicht thematisiert, sondern vom Standard. Haben Sie von mir irgendeine Aussage dazu gehört?

Standard: Sie selbst haben das ja schon via "Wiener Zeitung" verbreitet. - Was, wenn die anderen Parteien in Ihrem Privatleben herumschnüffeln würden? Täte Ihnen das gefallen?

Mölzer: Ich nehme an, dass sie das ohnedies tun. (Nina Weissensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2009)