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Wenn die Steckdose einmal dunkel bleibt, müssen Engel ran.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Wien - 23 Uhr nachts, die Therme streikt. Ein Installateur kommt, werkt zwei Stunden und tauscht das Gerät aus. Als er um ein Uhr die Kundin verlässt, verrechnet er nur die Materialkosten. Warum die Dame keine Wegkosten und keinen (in der Nacht doppelten) Stundensatz zahlen muss wie sonst üblich? Sie ist eines der 7000 Mitglieder des Vereins "Blue Angel" .

Was nach neuer Popgruppe oder US-Piloteneinheit klingt, ist ein gemeinnütziger Verein, der Haushaltspannenhelfer schickt, wenn beispielsweise ein Rohr platzt, die Heizung ausfällt oder der Strom ausgeht. Seit gut vier Jahren schreiten die "Engel" in Wien, Niederösterreich und im Nordburgenland zur Tat. In Oberösterreich, der Steiermark und im Südburgenland laufen die Vorbereitungen für einen Start im kommenden Herbst. Die blauen Engel kommen zu Mitgliedern (Jahresbeitrag 99 Euro) in Notfällen 24 Stunden am Tag, an 365 Tagen im Jahr. Auch an Sonn- und Feiertagen oder in der Nacht fallen dann lediglich Materialkosten an.

Der gelernte Elektriker Thomas Lang gründete den Verein. Die Idee dazu kam ihm, als er selbst noch beim Störungsdienst arbeitete und von der Heimhilfe zu einer älteren Dame gerufen wurde, bei der der Strom nicht lief. Die Frau wollte nicht, dass er hineinkam: "Sie hat gesagt: ,Machen Sie nichts, ich kann mir das nicht leisten‘." Aber ohne Strom keine Heizung, dachte Lang - und es war Winter. Er habe lediglich eine kaputte Sicherung ausgetauscht. Als er kurz später im Betrieb die Rechnung über damals 2500 Schilling für die Frau gesehen habe, sei er empört gewesen "über die Abzocke" . Da kam ihm die Idee für einen Verein nach dem Prinzip der Autofahrerklubs.

"Blue Angel" hilft auch bei weniger dringenden Problemen und Kleinigkeiten: etwa dabei, einen Nagel einzuschlagen oder eine Wand zu streichen. Dann verrechnet der Helfer einen fixen Stundensatz von 35 Euro. Zum Vergleich: Ein Installateur bekommt laut Installateur-Service etwa 80 bis 100 Euro Stundenlohn. "Blue Angel" hat bereits rund 7000 Mitglieder, die meisten sind älter als 50. Unter den 50 Mitarbeitern sind gelernte Elektriker, Installateure, Tischler, Maler und Allrounder. Der Verein, der anfangs von vielen kritisch beäugt worden sei, kooperiert mit mehreren Partnerfirmen. Durch das flächendeckende Netzwerk sei ein Notfall in der Regel innerhalb einer Stunde erledigt.

In sozialen Härtefällen werde manchmal auch komplett gratis geholfen. "Wir würden das Soziale gern noch mehr nach vorne rücken, aber die Leute sind auch unverschämt, sagt Lang. So habe eine Villenbewohnerin einmal nicht verstanden, warum sie für ihren neuen Wasserhahn etwas zahlen solle. "Aber die meisten Mitglieder sind sehr okay. Täglich danken uns auch welche für unsere Arbeit", sagt Lang. "Das motiviert". (Gudrun Springer, DER STANDARD - Printausgabe, 15. Mai 2009)