Falls jemand entgegen wissenschaftlich eindeutiger Beweislage noch Zweifel an Existenz und Funktionstüchtigkeit des Pawlow'schen Reflexes gehegt haben sollte: Spätestens seit Donnerstag müssten diese ausgeräumt sein. Der Speichel des Hundes angesichts eines Fressnapfs beginnt in der Sekunde zu rinnen.

Der Hund ist im vorliegenden Fall (erraten) die Postgewerkschaft. Als Fressnapf fungiert (natürlich) der Vorstand. Er legte Pläne für weitere Rationalisierungen in der Briefzustellung vor, und die mächtige Postgewerkschaft droht (kreativ wie das Amen im Gebet) mit Streik.

Ob die Pläne, die Briefzustellung an private Zulieferer auszulagern, klug und weise sind, wird die Zukunft zeigen. Sehr wahrscheinlich, dass die Post mit den Maßnahmen über die Jahre Millionen einspart, wenn sie Briefe von billigeren, privaten Zustellern austragen lässt. Sie braucht auch weniger Lkws für diese Dienste, weil die Fahrzeuge von ihren Subauftragnehmern angeschafft werden müssen.

Gut möglich aber auch, dass sie sich ihre künftigen Konkurrenten züchtet, indem sie diese an ihrer Brust nährt - bis das Briefmonopol 2011 fällt und die mit ausländischen Post-Konkurrenten gemeinsame Sache machen können. Der direkte Draht zum Kunden wird ihnen sogar auf dem Silbertablett serviert. Dagegen zu kämpfen, ist für eine Personalvertretung legitim. Glaubwürdig sind die Gewerkschafter mit ihrer Streikdrohung aber nicht, denn im Weihnachtsfriedensabkommen war die Auslagerung explizit angeführt.(Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.5.2009)