Elektroautos eröffnen als Range-Extender (Verbrennungsmotor zum Nachladen der Batterie) neue Perspektiven für alte Konzepte wie etwa den Wankelmotor.

Foto: Skarics

Während auf Autosalons und andere Technikertagungen seit Monaten eher bedrückende Leere vorherrscht, war das 30. Wiener Motorensymposium bei vollem Haus in der Wiener Hofburg das spannendste seit seiner Gründung im Jahr 1979. Die 30. Veranstaltung des Vereins für Verbrennungskraftmaschinen unter der Leitung des mittlerweile emeritierten Verbrennungskraftmaschinen-Professors Hans Peter Lenz unterschied sich ganz wesentlich von allen bisherigen.

Zwar sickerte in den vergangenen Jahren das Thema Hybridantrieb langsam in die Köpfe der Ingenieure, aber im Grund schien es doch immer nur um das eine zu gehen: Die Verbrennungskraftmaschine als einzig seligmachendes Antriebsaggregat für alle Zeiten zu zementieren. Jetzt ist alles anders: Der Fokus, das vorwiegende Interesse, war auf Hybrid- und Elektroautos gerichtet.

Tatsächlich hatte man den Eindruck höchster Verunsicherung, was die technologische Zukunft angeht. Kein Platz mehr für das Schönreden des Partikelausstoßes von Dieselfahrzeugen, kein ernsthaftes Interesse mehr an PS-Protzerei und blechernem Glamour. Immerhin hatte man den Eindruck, dass immer mehr Techniker mitreden dürfen, die einen frischen Zugang zum Thema Mobilität bringen, aber die Etablierten wirkten auch überraschend flexibel in ihren Köpfen.

Karl-Thomas Neumann, CEO des Autozulieferers Continental, forderte vehement eine Blickfeldverbreiterung ein: "Interdisziplinäre Ausbildung, Gesamtkompetenz und Systemkompetenz, das ist gefragt. Wir werden zwar weiterhin Experten brauchen, die in Teams arbeiten, aber auch die, die das Ganze verstehen."

Er sieht aber - trotz einiger Hoffnung, dass nach Durchtauchen der Krise alles wieder ein bisschen so wie früher werde - einen eindeutigen Knick in der Erfolgsgeschichte des Automobils: "Ich glaube, dass wir einen Automobilmarkt von über 70 Millionen Autos (jährlich weltweit, Anm.) lange Zeit nicht mehr sehen werden."

Herbert Demel, COO Vehicle and Powertrain, Magna International, ist optimistisch für China, dass die ihre Motorisierungswelle einigermaßen umweltschonend hinkriegen würden: "Die Sehnsucht nach Unabhängigkeit oder geringerer Abhängigkeit vom Erdöl gibt es dort genau so. Da das chinesische System ein zentralistisches ist, ist die Flexibilität nicht zu unterschätzen."

Die AVL in Graz ist eins jener Entwicklungsunternehmen, für die es schon lange keine Trennung mehr zwischen Elektrotechnik und Maschinenbau gibt, eigentlich nie gegeben hat.

Ein Beispiel nur: Helmut List, Vorsitzender der AVL-Geschäftsführung: "Der Wankelmotor als Range-Extender hat große Vorteile als Notstromaggregat ohne Direktantrieb - weil man den Wankelmotor nur in einem extrem eingeschränkten Bereich betreibt. Bei großen Stückzahlen kann man sehr kostengünstig durchkommen." List zum Abschluss: "Das große Glück, das wir haben, ist, dass sich Verbrennungskraftmaschine und E-Motor exzellent ergänzen." (Rudolf Skarics/DER STANDARD/Automobil/15.5.2009)