Heinz-Christian Strache als Schirmherr der Gegner einer Moschee-Erweiterung. Die Gegenkundgebung sieht ihn als Hassprediger.

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Wien - "Sehen sie hier irgendwo Rechtsextreme?", fragt FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache im lockeren Gespräch mit Journalisten. Doch eine Antwort kann er nicht mehr abwarten, er muss schon auf die Bühne, um bei strömendem Regen die Kundgebung gegen den geplanten Ausbau eines Islam-Zentrums in Wien-Brigittenau zu unterstützen. Die junge Frau mit der T-Shirt-Botschaft "Combat 18", die nur wenige Meter entfernt auf seinen Auftritt wartete, hat er wohl nicht gesehen. Vielleicht weiß Strache auch gar nicht, dass derartige T-Shirts in Neonazi-Kreisen stolz getragen werden, die Ziffern stehen für den ersten und 8. Buchstaben des Alphabets, also A und H, die Initialen von Adolf Hitler.

1200 Demoteilnehmer hatte die Bürgerinitiative "Moschee ade" für Donnerstagabend am Ballhausplatz erwartet, gekommen sind rund 700, darunter auch Ex-FP-Bundesrat John Gudenus, der 2006 wegen Verharmlosung des Holocausts verurteilt wurde.

Fast ebenso viele Personen versammeln sich ganz in der Nähe beim Parlament, um - aufgerufen von der Sozialistischen Jugend - gegen die in einschlägigen Internetforen angekündigte Neonazi-Unterstützung für die Bürgerinitiative zu protestieren. "Nazis raus!" auf der einen Seite, "Abendland in Christenhand!" auf der anderen. Und dazwischen ein Großaufgebot der Polizei, um Zusammenstöße zu vermeiden. Kein leichtes Unterfangen, denn beide Demos bleiben nicht stationär, sondern wandern durch den ersten Bezirk, wo der Abendverkehr zeitweise völlig zusammenbricht.

Dass die Route der Moschee-ade-Marschierer unmittelbar an der Parteizentrale der Grünen vorbeigeht, konnten sich letztere nicht einfach so gefallen lassen. Zwei Versuche, den Weg der Moschee-Gegner mit einer Menschenkette zu blockieren, werden aber von der Polizei unterbunden.

Die Exekutive scheint die Lage im Griff zu haben - im Gegensatz zur Linzer Polizei, die am 1. Mai gegen zahlreiche Teilnehmer einer Kundgebung zum Tag der Arbeit brutal vorgegangen sein soll. Versuche von Vermummten, die sehr großräumigen Absperrungen zu umlaufen, bleiben in Wien fruchtlos. Es fliegen aber doch Flaschen und Farbbeutel. Laut Polizei werden drei Personen wegen schwerer Körperverletzung beziehungsweise Widerstandes gegen die Staatsgewalt festgenommen. Sechs Personen, davon drei Polizeibeamte, werden verletzt. Schließlich zerstreut sich die Gruppe. "Der Playstation-Generation ist vielleicht die Luft ausgegangen" , bemerkt ein launiger Beamter. Zur Schlusskundgebung am Friedrich-Schmidt-Platz darf Strache noch einmal ans Mikrofon und spricht von der überdachten Bühne aus fast eine Stunde zum auf 200 Personen zusammengeschrumpften, mittlerweile völlig durchnässten Publikum. Unter anderem will Strache ein Kopftuchverbot, er fordert im Kampf gegen die "Islamisierung" christliche Unterstützung und verspricht Sprechstunden, falls er Wiener Bürgermeister werden sollte. Hannelore Schuster, die Sprecherin der Bürgerinitiative, bedankt sich artig und droht: "Wir kommen wieder, falls die SPÖ die Baugenehmigung für das Islam-Zentrum nicht stoppt."

Gegen 19.15 Uhr ist alles vorbei, auch die Camouflage-Jackenträger verschwinden. (Michael Möseneder und Michael Simoner/DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2009)