Washington - Nach den jüngsten US-Luftangriffen in Afghanistan mit zahlreichen zivilen Opfern haben die USA eine Überprüfung ihrer Luftstrategie angekündigt. Verteidigungsminister Robert Gates forderte die für den Afghanistan-Einsatz neu ernannten Kommandanten auf, zwischen den Schutzinteressen der NATO-geführten internationalen Truppe ISAF und dem Risiko, unbeteiligte Zivilisten zu töten, gewissenhaft abzuwägen. Vor dem Streitkräfte-Ausschuss des US-Senats räumte Gates am Donnerstag in Washington aber zugleich ein, dass auch künftig Luftunterstützung für Bodentruppen erforderlich sei.

Angriff oder Verteidigung

Letztlich laufe es auf die Frage hinaus, ob es um Angriff oder Verteidigung gehe, sagte Gates. "Und im Verteidigungsfall denke ich nicht, dass wir irgendetwas ändern sollten", bekräftigte er. Dagegen müsse bei offensiven Einsätzen die Strategie geprüft werden, um die Gefahr für unschuldige Zivilisten zu minimieren. Laut Gates dienen etwa 40 Prozent der Lufteinsätze dem Schutz der internationalen Truppen und nicht den US-Truppen in Afghanistan.

Die große Zahl ziviler Opfer hat zu Spannungen zwischen Kabul und Washington geführt. In der vergangene Woche wurden bei US-Luftangriffen im Westen des Landes nach afghanischen Regierungsangaben 140 Zivilisten getötet. Im November vorigen Jahres waren bei einem NATO-Luftangriff nach Angaben von Präsident Hamid Karzai mehr als 40 Zivilisten bei einer Hochzeitsgesellschaft in der Provinz Kandahar getötet worden. Im August 2008 hatte der Tod von 90 Zivilisten bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition Empörung und wütende Proteste ausgelöst. (APA)