Rangun - Der mysteriöse Besucher im Haus der burmesischen Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist anscheinend ein Einsiedler aus dem Mittleren Westen der USA. Zwischen riesigen Bäumen und kaputten Autos haben Journalisten das mobile Eigenheim von John Yettaw im US-Staat Missouri gefunden, wie der US-Sender CNN am Donnerstag berichtete. Dort soll Yettaw - fast einen Kilometer vom nächsten Nachbarn und mehr als drei Kilometer von einer Straße entfernt - gelebt haben.

Der 53-Jährige befindet sich in Burma in Haft. Ihm wird von der Militärjunta vorgeworfen, illegal eingereist zu sein und sich ohne Genehmigung bei der unter Hausarrest stehenden Führerin der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) aufgehalten zu haben. Nach Angaben der burmesischen Behörden wurde er vergangene Woche im Inya-See hinter Suu Kyis Haus festgenommen. Er habe zugegeben, drei Tage im Haus der Politikerin verbracht zu haben. Suu Kyi soll den Mann im Verhör als Eindringling beschrieben haben. Sie hat laut Anklage damit jedoch die Auflagen ihres Hausarrests verletzt und wurde in das berüchtigte Insein-Gefängnis gebracht.

Yettaw ist von seiner Ehefrau geschieden, die meisten seiner sieben Kinder im Alter von zehn bis 22 Jahren sollen bei ihm gelebt haben. Allerdings war sein Haus am Donnerstag verlassen. Ein Nachbar beschrieb Yettaw als "freundlichen Typ", für den nur die Familie zählte. Andere wollten von Alkoholproblemen des Vietnam-Veteranen gewusst haben. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat die Freilassung der Symbolfigur der burmesischen Demokratiebewegung gefordert. Im Weltsicherheitsrat waren die USA in der Vergangenheit mit einer gegen die burmesische Junta gerichteten Resolution am Veto Russlands und Chinas gescheitert. Nach dem mehrmals abgeschwächten US-Entwurf, der von der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien unterstützt worden war, hätte die burmesische Führung aufgefordert werden sollen, die Unterdrückung von Demokratieaktivisten und die Verfolgung ethnischer Minderheiten einzustellen.

Auch die norwegische Regierung hat am Donnerstag gegen die Inhaftierung der Friedensnobelpreisträgerin protestiert. Außenminister Jonas Gahr Störe erklärte, seine Regierung verlange die sofortige Freilassung Suu Kyis. Die mit dem Friedensnobelpreis 1991 ausgezeichnete Tochter des ermordeten burmesischen Unabhängigkeitshelden General Aung San durfte weder an der Preisverleihung in Oslo noch am Begräbnis ihres Ehemannes, des britischen Historikers und Tibetologen Michael Aris, teilnehmen.

2007 hatten buddhistische Mönche in Burma friedliche Massenproteste angeführt, die das Regime blutig niederschlagen ließ. Zeitweise hatten in mehreren Städten täglich mehr als 150.000 Menschen gegen die Diktatur demonstriert, der schwerste Menschenrechtsverstöße zur Last gelegt werden, insbesondere Zwangsarbeit, Folter, brutale Verfolgung von ethnischen Minderheiten und Missbrauch von Kindersoldaten. Die Nationale Liga für Demokratie unter Suu Kyis Führung hatte die Wahlen zu einer Verfassunggebenden Nationalversammlung 1990 mit Vierfünftelmehrheit gewonnen, doch hatte das Militär die Wahl annulliert und die Machtübergabe verweigert. Die neue Verfassung Burmas, das nach dem Willen der Machthaber auch in Fremdsprachen "Myanmar" genannt werden muss, zementiert die Vorrangstellung der Armee. (APA/dpa)