Junge wünschen sich, dass sie in der Schule mehr und besser über Parteien und ihre Wahlprogramme informiert werden.

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Ende April wollte die SPÖ eigentlich eine Studie präsentieren, die sich mit dem Wahlverhalten der Jugendlichen bei den Nationalratswahlen beschäftigt. Kurzfristig wurde die Präsentation abgesagt. Heute Freitag wurde Studie nun doch präsentiert. derStandard.at lag die Untersuchung von Sora, dem Institut für Strategieanalysen und Ulricke Kozeluh bereits vorab vor.

Schlechte Nachrichten eröffnet die Studie für die Sozialdemokraten. Die SPÖ ist bei den 16- bis 18-Jährigen weitaus weniger beliebt als die ÖVP, gefolgt von der FPÖ. Insgesamt scheinen die Jugendlichen an Politik sehr interessiert zu sein, fühlen sich aber schlecht informiert. Vor allem in der Schule wünschen sie sich diesbezüglich mehr Informationen. FPÖ und BZÖ sind sowohl bei SchülerInnen als auch bei berufstätigen Jugendlichen stark vertreten. Je jünger die Jungwähler, desto eher gaben sie ihr Stimme den rechten Parteien. Interessant auch: Themen, die vor allem von den Rechtsparteien propagiert werden, stehen auf der Prioritätenliste der Jugendlichen ganz unten.

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Nur 12 Prozent für SPÖ

Bei der Frage, welche Partei von den Jugendlichen bei der Nationalratswahl 2008 gewählt wurde, gaben 22 Prozent der befragten 16- bis 18-Jährigen an, die ÖVP gewählt zu haben, 18 Prozent die FPÖ, 14 Prozent die Grünen, 12 Prozent die SPÖ und 6 Prozent gaben ihre Stimme dem BZÖ. Mit 24 Prozent sind die Rechtsparteien FPÖ und BZÖ Spitzenreiter unter den 16- bis 18-Jährigen. Bei diesen Zahlen ist zu bedenken: Fast ein Viertel der 1.000 Befragten wollte seine Wahlentscheidung bei der Umfrage nicht bekannt geben.

SPÖ bei Schülern weniger beliebt

In allen Altersgruppen zeigt sich das überdurchschnittlich schlechte Abschneiden der SPÖ, während die ÖVP relativ stabil bei 20 Prozent liegt. Unter den 16- und 17-Jährigen waren es gar nur 9 Prozent, die angaben, der SPÖ ihre Stimme gegeben zu haben. Den höchsten Zuspruch erhielt die SPÖ mit 17 Prozent bei den 18-Jährigen, wobei sich zeigt, dass die Sozialdemokraten bei Berufstätigen besser ankommt als bei SchülerInnen.

Jüngere und Berufstätige ziehen Rechte vor

Bei den Schülern schneidet die ÖVP deutlich besser ab, als die FPÖ. Interessant auch: Je jünger die WählerInnen sind, desto eher wählen sie FPÖ und BZÖ. So gaben insgesamt 31 Prozent der 16-Jährigen an, BZÖ oder FPÖ gewählt zu haben, jedoch nur 18 Prozent der 18-Jährigen. Die Grünen werden vor allem von SchülerInnen ab 17 Jahren gewählt. Das gute Abschneiden der ÖVP sei auch damit zu begründen, dass die ÖVP viele Strukturen am Land aufgebaut hat, erklärt Studienmitautor Steve Schwarzer im Gespräch mit derStandard.at.

Rechte werden auch als rechts wahrgenommen

Jugendliche können vor allem bei der ÖVP und der FPÖ Profile erkennen, die FPÖ besticht vor allem durch klare und einfache Forderungen und Lösungen. Jugendliche können zwischen Rechts und Links unterscheiden. Die Zuordnung fällt ihnen jedoch bei FPÖ, BZÖ und ÖVP leichter. "Gerade FPÖ und BZÖ werden explizit als rechte Parteien wahrgenommen und deswegen dann auch gewählt", heißt es in der Studie. Somit kann auch die These, Jugendliche hätten aus Protest rechts gewählt, angezweifelt werden.

Selbstkritisch gegenüber "Wählen mit 16"

Jugendliche stehen "Wählen ab 16" durchaus selbstkritisch gegenüber. So zeigt sich ihm Rahmen einer Gruppendiskussion, dass der überwiegende Teil der Jugendlichen gegen die Wahlaltersenkung ist. Mangelnder Informationsstand, mangelnde Reife, mangelndes Interesse an Politik und stärkere Beeinflussbarkeit werden als Gründe dafür angegeben. Studienautor Steve Schwarzer sieht diese Selbstkritik jedoch positiv: Jugendliche würden sich zugestehen, dass ein Informationsdefizit herrscht und wollen besser informiert werden.

Schule relevant für Wahl

Junge wünschen sich, dass sie in der Schule mehr und besser über Parteien und ihre Wahlprogramme informiert werden. "Diskussionen in der Schule sind statistisch relevant für die Teilnahme an einer Wahl", heißt es in der Studie. Weiter: "Aus dem subjektiv empfundenen Gefühl des 'zu wenig informiert Seins' soll kein Rückschluss auf unreife Wahlentscheidungen getroffen werden". Vielmehr könne daraus der Wille abgelesen werden, dass die JungwählerInnen mehr über Politik erfahren wollen.

Klassische Rechtsthemen stoßen auf wenig Interesse

Jugendliche, so heißt es in der Studie, fühlen sich von den wahlwerbenden Parteien nicht wahr- beziehungsweise ernst genommen. Gerade Ausbildung, Jugendarbeitslosigkeit, Armut und Gleichberechtigung seien für die 16- bis 18-Jährigen besonders wichtige Themen. Interessant auch: Die von den Rechtsparteien stark propagierten Themen wie strenge "Einwanderungsbestimmungen" und "Integration von Ausländern" rangieren auf der Prioritätenliste der Jugendlichen ganz unten. "Jugendliche können aber sehr wohl mit diesen Themen mobilisiert werden", so Schwarzer.

Auch beim Thema EU zeigt sich, dass ein Großteil der Jugend den Argumentationslinien der Rechtsparteien eigentlich weniger Glauben schenkt. Drei Viertel der Befragten freuen sich über verbesserte Reise- und Berufsfreiheit, 55 Prozent denken, dass die EU den Wohlstand in Österreich fördert. Dass Österreich an Kultur und Tradition durch die EU verliert, glauben 37 Prozent. Der Aussage "kostet viel und bringt nichts" stimmen 33 Prozent "sehr" beziehungsweise "ziemlich" zu. 

Rechts oder links? Die Selbsteinschätzung

Die Mehrheit, der Befragten, nämlich 50 Prozent sehen sich ideologisch in der Mitte angesiedelt. Etwa jeweils ein Viertel gab an, Links oder Rechts zu sein. Als "eindeutig Rechts" bezeichneten sich nur 3 Prozent der Befragten. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 14. Mai 2009)