Es sind ja ohnehin nicht gerade die leichtesten Jahre für ein junges Mädchen, wenn die eigenen Gefühle erste Blüten treiben und die männlichen Altersgenossen so furchtbar unbeholfen, aber leider auch ebenso süß sind. Richtig mühsam wird es erst, wenn der Vater ein ewiger Hippie und ständig auf Drogen ist, die Mutter sich ausgerechnet in den eigenen Lehrer verlieben muss und der angebetete Marokkaner in Familienzwängen feststeckt. Doch in Guus Kuijers Stück Wir alle für immer zusammen wühlt sich die kecke Polleke ebenso hoffnungsfroh wie unbeirrbar durch ihre ziemlich vertrackte Lebenskiste.
Christiane Schulz gelingt eine famose Verkörperung des Energiebündels, dass alle Hände voll zu tun hat, die zersplitterten Familienteile in ihr Leben einzuordnen. Die Erwachsenen machen es Polleke ziemlich schwer, doch bei den Großeltern am Land tankt sie Ruhe und Kraft. Das könnte auch die Regie von Ingo Putz manchmal gut gebrauchen, heizt diese doch mit beinahe überbordenden Einfällen das ohnehin temporeiche Stück noch zusätzlich an. Zudem muss sich Polleke manchmal allzu flapsig an den Fährnissen ihres jungen Lebens abarbeiten, die quasi im Sekundentakt über sie hereinbrechen. An das alles gewöhnt man sich dank der überzeugenden Ensembleleistung jedoch schnell. Die vielseitig agierende Nora Dirisamer und der den Klischeelehrer gebende Tobias Graupner stehen in puncto Spiellaune ihrer Kollegin Schulz in nichts nach. (wo, DER STANDARD/Printausgabe, 16./17.05.2009)