Rom - Um das akute Problem der überbelasteten Strafanstalten zu bekämpfen, überlegt Italien, Strafanstalten auf Schiffe zu verlegen. Italien will sich somit an den Niederlanden ein Beispiel nehmen, in denen es bereits seit Jahren "schwimmende Haftanstalten" gibt, berichtete die Turiner Tageszeitung "La Stampa" am Freitag. Der für die italienischen Strafanstalten zuständige Sonderkommissar, Franco Ionta, sucht nach Wegen, um das Projekt im Rahmen eines Regierungsplans umzusetzen, mit dem das Problem der übervölkerten Strafanstalten bekämpft werden soll.

Die Idee löste hitzige Reaktionen in der Hafenstadt Genua aus. Sie befürchtet, dass schwimmende Haftanstalten vor den ligurischen Küsten verankert werden könnten. "Wir sind vollkommen gegen diesen Vorschlag. Genua braucht Raum und steht keineswegs für die Einrichtung schwimmender Strafanstalten zur Verfügung", kritisierte der Sekretär der Hafenbehörde Genuas, Giovanni Battista D'Aste. Die Bürgermeisterin Genuas, Marta Vincenzi, bezeichnete das Projekt als "mittelalterlich". "Eine Strafanstalt hier würde das Ende des Hafens Genua bedeuten", warnte sie.

Chronisches Problem

Trotz des Strafnachlasses vor drei Jahren, von dem 20.000 Personen profitiert haben, sind die italienischen Strafanstalten wieder total überlastet. 62.200 Sträflinge befinden sich in den Gefängnissen des Landes, während die Höchstzahl theoretisch nur 43.000 betragen dürfte. Jeden Monat landen 1.000 Menschen im Gefängnis. Um eine Lösung für das chronische Problem der überlasteten Gefängnisse zu finden, hat der Ministerrat am Freitag einen Plan zur Errichtung neuer Strafanstalten verabschiedet. Mit 1,5 Milliarden Euro sollen 18 neue Strafanstalten geöffnet werden.

Die Mehrheit der italienischen Gefängnisse wurde zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert errichtet. "Bis jetzt hat man mit Amnestie und verschiedenen Strafnachlässen versucht, die Gefängnisse zu entleeren, wir wollen aber jetzt neue Gefängnisse bauen", sagte der italienische Justizminister Angiolino Alfano.

Um die Strafanstalten zu entlasten, will die Regierung Berlusconi auch verstärkt auf bilaterale Abkommen mit den Herkunftsländern der Migranten setzen, damit diese die Haft in ihrer Heimat abbüßen können. Zugleich kündigte der Minister Maßnahmen zur Beschleunigung der Strafverfahren an. Ziel ist, die Millionen anhängiger Strafprozesse abzubauen. (APA)