N'Djamena - Die tschadischen Streitkräfte haben nach zwei Tagen ihre Luftangriffe auf Rebellenstützpunkte im benachbarten Sudan beendet. Bei der Offensive - auch am Boden - seien etwa 100 Aufständische festgenommen und sieben ihrer Stellungen zerstört worden, sagte der amtierende Verteidigungsminister Adoum Younousmi am Sonntag in der Hauptstadt N'Djamena.
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Der militärische Konflikt zwischen dem Sudan und dem Tschad nimmt an Schärfe zu. Der tschadische Präsident Idriss Déby drückte am Samstag in N'Djamena die Entschlossenheit seiner Regierung aus, die vom Sudan unterstützten Rebellen auch jenseits der Grenze zu verfolgen, um mit der Rebellion "endgültig Schluss zu machen".
Die sudanesische Regierung hatte zuvor gegen angebliche Bombenangriffe tschadischer Militärflugzeuge protestiert und der Regierung in N'Djamena mit "Konsequenzen" gedroht. Die tschadische Armee habe den Auftrag, "die von Khartum instrumentalisierten Horden unschädlich zu machen", erklärte Regierungssprecher Mahamat Hissène in N'Djamena. Frankreich als ehemalige Kolonialmacht im Tschad appellierte an die Konfliktseiten, "jede weitere Eskalation zu vermeiden", wie aus einem vom Quai d'Orsay in Paris herausgegebenen Kommuniqué hervorging.
Ein Sprecher des Khartumer Außenministeriums sagte, es seien zwei Luftangriffe im Gebiet der an den Tschad grenzenden westsudanesischen Krisenregion Darfur geflogen worden. Es handle sich um einen "gefährlichen Präzedenzfall" und einen "kriegerischen Akt". Die Flugzeuge seien 60 Kilometer tief in sudanesisches Gebiet vorgedrungen.
"Das Böse zerstören"
Die Regierung in N'Djamena hingegen sprach von "Präventivmaßnahmen" gegen osttschadische Rebellen, die vom Sudan gelenkt würden. Mahamat Hissène betonte, der Tschad habe das Recht, "das Böse zu zerstören, Präventivschläge gegen Trainingslager und Söldnercamps eingeschlossen". Die tschadische Regierung erklärte, man wäre über die Flüge tschadischer Militärs in den Sudan nicht überrascht, da die Streitkräfte Rebellen aus dem Land trieben, die den Sudan als Rückzugsgebiet nutzen.
N'Djamena macht Khartum für die Bewaffnung der regierungsfeindlichen Milizen im Osttschad verantwortlich. Im vergangenen Jahr hatten die beiden benachbarten Staaten ihre diplomatischen Beziehungen für mehrere Monate unterbrochen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit eingestellt.
Erst Anfang Mai hatten der Sudan und der Tschad ein Abkommen unterzeichnet, das von dem Golfemirat Katar und Libyen vermittelt worden war. Sie wollten ihre angespannten Beziehungen wieder normalisieren. In Darfur tobt seit 2003 ein Bürgerkrieg. Nach internationalen Schätzungen wurden 300.000 Menschen getötet und mehr als 2,5 Mio. vertrieben.
Im Tschad leben zehntausende Flüchtlinge aus Darfur sowie tschadische Binnenvertriebene. Eine Eufor-Truppe mit österreichischer Beteiligung ist im Osten des Tschads stationiert. Die Lage der Flüchtlinge im Südosten droht sich dramatisch zu verschärfen, wenn in etwa drei Wochen die Regenzeit beginnt. (dpa, AFP, APA, AP/DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2009)