Standard: Ist Salzburg ein würdiger Meister?

Pfeifenberger: Ja. Adriaanse hat einen Offensivfußball reingebracht, spielerisch waren sie die Besten.

Standard: Meister der Herzen, Fehlanzeige. Warum sind sogar in Salzburg die Sympathiewerte niedrig?

Pfeifenberger: Als Ligakrösus wirst du gejagt. Red Bull wird mit viel Geld in Verbindung gebracht. Diese Dimensionen sind wir hier nicht gewohnt, Neid spielt eine Rolle.

Standard: Liegt es vielleicht daran, dass es in erster Linie um den Verkauf der Dosen geht? Die Stimmung im Stadion wirkt künstlich.

Pfeifenberger: Ich habe mich auch gefragt, warum das so ist. Die Marke Red Bull spricht ja die jüngeren Leute an, sie passt eigentlich super zum Fußball. Dynamik, Emotion. Party. Aber es klappt nicht. Bei Rapid ist das ganz anders, die haben Tradition. Ich habe auch dort gespielt, Rapid ist wirklich Religion, das lässt sich nicht erklären.

Standard: Ist der Klub für die Fans zu wenig greifbar? Red Bull nennt keine Zahlen, manche Entscheidungen sind nicht nachvollziehbar.

Pfeifenberger: Das stimmt. Auch die Mannschaft ist nicht greifbar, da springt kein Funke rüber.

Standard: Sie waren zwei Jahre im Nachwuchs bei RB Salzburg tätig. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Pfeifenberger: Es hat alles schnell gehen müssen, es wurde verabsäumt, sich ein bisserl Zeit zu nehmen. Andererseits war es imposant, womit Red Bull aufgefahren ist. Fußball ist aber sensibel.

Standard: Der Vorgänger, die Austria Salzburg, war ein nationaler Sympathieträger. Sie waren eine Ikone. Empfinden Sie Wehmut?

Pfeifenberger: Die Austria spielt in der zweiten Landesliga und hat viele Fans. Ich gelte als Feindbild, weil ich damals zu Red Bull gewechselt bin. Es ging um die Farbe der Dressen, sie fühlten sich von mir in Stich gelassen. Ich war aber machtlos, Red Bull wollte kein violett. Bei der Austria feierte ich die größten Erfolge, sie steht mir näher. Aber Salzburg ist Salzburg. Wir müssen froh sein, dass Herr Mateschitz eingestiegen ist. Sonst gäbe es keinen Bundesligafußball.

Standard: Macht das Starprinzip bei den Trainern Sinn? Erst Jara, dann Trapattoni mit Matthäus. Adriaanse muss gehen, obwohl er Meister wurde. Jetzt kommt Huub Stevens, der nächste Kapazunder.

Pfeifenberger: Die Kontinuität fehlt, das war im Nachwuchsbereich das Gleiche. Ich wurde ohne Begründung abgesetzt. Es gibt kaum Bezüge zur Region, man kauft halt ein.

Standard: Mäzene haben es in Österreich offenbar schwer. Frank Stronach hat bei der Wiener Austria in erster Linie Geld vernichtet.

Pfeifenberger: Oft nützen die falschen Leute die neue Situation schamlos aus. Es wird zwar viel investiert, auch in die Infrastruktur, oft fehlt aber das Herz.

Standard: Kann Salzburg in der europäischen Spitze mitmischen? Oder ist das ein Hirngespinst?

Pfeifenberger: Hirngespinst würde ich nicht sagen, aber es ist verdammt schwer.

Standard: Was passiert, sollte Mateschitz plötzlich die Lust verlieren?

Pfeifenberger: Ich glaube nicht, dass er von heute auf morgen aufhört. Da hat er doch zu viel Herz für den Fußball. (Mit Heimo Pfeifenberger sprach Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 18.5. 2009)