Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP

Der Mann liebt alles, was schnell ist und ordentlich Krach macht. Eine ansehnliche Sammlung Superbikes von Kawasaki und Yamaha soll er nicht nur besitzen, sondern auch gern am Limit bewegen, heißt es. Und im Wahlkampf war er an die 90.000 Kilometer mit dem Hubschrauber unterwegs, um in ganz Indien Stimmung für die Kongresspartei zu machen. Schnell und ganz nach oben, das mag das Motto Rahul Gandhis, des Kronprinzen der mächtigsten Familiendynastie Indiens, sein.

Der große Sieg der Kongresspartei, deren Generalsekretär er seit 2006 ist, gehe auf das Konto des 39-jährigen, flauschigen Teddybären-Typen, schreiben die indischen Blätter. Vor allem die jugendlichen Wähler, und das sind immerhin 65 Prozent der 714 Millionen indischen Wahlberechtigten, habe er bei den jüngsten Parlamentswahlen angesprochen. Jetzt stünde ihm das Amt offen, das schon sein Vater Rajiv, seine Großmutter Indira Gandhi und sein Urgroßvater Jawaharlal Nehru bekleidet hätten: der Posten des Premierministers.

Das ist eine steile Karriere für den unter anderem in Harvard und am Rollins College in Florida (aus Sicherheitsgründen trug er damals das Pseudonym "Raul Vinci") ausgebildeten Ökonomen, der Anfang 2004 noch nicht einmal wusste, ob er denn überhaupt in die Politik einsteigen will. Eben erst aus London zurückgekehrt, wo er einige Jahre als Finanzberater gearbeitet hatte, entschloss er sich dann doch, für einen Sitz im indischen Unterhaus zu kandidieren.

In Amethi, im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh, errang er den ehemaligen Sitz seines Vaters Rajiv, der wie seine Großmutter im Amt einem Attentat zum Opfer fiel. Die ersten Auftritte des jungen Gandhi - mit Mahatma Gandhi ist er ausnahmsweise nicht verwandt - fielen eher hölzern aus. Inzwischen aber hat er dazugelernt und fasziniert seine Anhänger mit Charisma und Eloquenz.

Gemeinsam mit seiner Mutter, der italienischstämmigen Sonja Gandhi, und dem alten und vorerst wohl auch neuen Premierminister Manmohan Singh wird er nun die Geschicke der größten Demokratie der Welt lenken. Wann er tatsächlich in die erste Reihe treten darf, entscheidet seine Mutter, die mächtige Präsidentin der Kongresspartei.

Bis es so weit ist, hat der als Junggeselle geltende Rahul noch etwas Zeit, sich seinem Privatleben zu widmen. Es wird berichtet, dass er mit einer Studienfreundin, einer spanischen Architektin namens Veronica, ausgehe. Speed und Lärm sind in diesem Bereich aber Fehlanzeige.  (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2009)

 F.: Reuters