Salzburg - Der Generaldirektor der Erste Group, Andreas Treichl, hat am Montag ein neues Spar- und Effizienzprogramm für seinen Konzern angekündigt. Es soll bis Herbst fertig und 2010 wirksam werden, und es wird sowohl Österreich als die Ostbanken umfassen.

Um das staatliche Kapital (2,1 Mrd. Euro) zu bedienen, Dividenden auf das Aktienkapital auszuschütten und mit Blick schon auf die Rückzahlung der heuer aufgenommenen staatlichen Milliarden in spätestens fünf Jahren sind aus Sicht von Treichl jedes Jahr mindestens 700 bis 800 Mio. Euro Gewinn nötig. Auch sei zu erwarten, dass allen Banken künftig höhere Eigenkapitalquoten abverlangt würden.

Kapital verdienen

"Wir haben nur eine Möglichkeit, Kapital aufzunehmen, und das ist die, es zu verdienen", sagte Treichl am Sparkassentag in Salzburg. Das von der Republik Österreich aufgenommene Kapital wolle er aus verdientem Geld wieder zurück zahlen. Nach fünf Jahren wolle man auch wieder so weit sein, bei gutem Kurs aus Aktienemissionen Kapital aufzunehmen. "Aktiva dafür zu verkaufen, kommt nicht in Frage. Daher: Mehr verdienen oder weniger ausgeben".

Es werde wohl eine Kombination von beidem werden. Das Ausmaß der Kostenreduktion in Verbindung mit Ertragspotenzial bezifferte er noch nicht. Auch einen Jobabbau wollte Treichl heute vor Journalisten nicht thematisieren. "Wir müssen so viel verdienen wie wir können", sagte Treichl vor den versammelten Sparkassenmanagern, "so profitabel werden wie das nur möglich ist". Überall wo Fett angesetzt wurde, sei das Fett abzubauen. Das heiße auch auf wohlerworbene Rechte zu verzichten.

In den Augen von Sparkassenverbandspräsident Alois Hochegger haben die Sparkassen im Gefolge der Finanzkrise ihre Strukturen zu hinterfragen. In vier bis fünf Jahren werde auch das Produkt-Umfeld anders sein als heute. "Die Welt wird nach dieser Krise anders aussehen".

Kapital für Kundengeschäft

Vorhandene Liquidität und Kapital innerhalb des Sparkassensektors dürften, so unterstrich Erste-Chef Treichl, nicht mehr dazu verwendet werden, in Wertpapieren zu spekulieren, sondern müssten fürs Kundengeschäft aufbewahrt werden. Treichl hofft, dass dies auch die Regulatoren einmal honorieren.

Im Osten wurde vorerst der Filialausbau gestoppt bzw. abgebremst. Trotzdem wird es im heurigen Jahr am Ende noch einmal mehr Filialen geben als letztes Jahr. Im Gefolge der Finanzkrise kommen in Osteuropa gerade wieder etliche Banken auf den Markt. Vor allem in Polen oder im Baltikum tue sich einiges. Obwohl wohl günstig zu kaufen wäre, sei jetzt keine Zeit für Bank-Akquisitionen, meinte Treichl vor Journalisten. Denn jede neue Bank berge ein neues Risiko. Die strategischen Preise seien weitaus höher als die Marktpreise. Über Zukäufe müsste sich die Bank in der Laufzeit der Staatshilfe vorher mit der "Banken-ÖIAG" abstimmen. Rein grundsätzlich wären Bankenkäufe aber machbar. Um Risiken abzubauen, hat der Konzernchef etwa in Rumänien die Vergabe von Franken-Krediten verboten, womit die dortige Tochter monatelang Marktanteile verloren habe. Die rumänische Tochter BCR sei heute die profitabelste Bank, die er habe, sagte der Erste-Konzernchef.(APA)