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Zur Person
Christian Fabjan (67) ist Direktor des Instituts für Hochenergiephysik und Professor für Teilchenphysik an der TU Wien.

Foto: APA/Schlager

STANDARD: Der Bundeskanzler hat ein Machtwort gesprochen. Österreich bleibt beim Cern. Ihr erster Kommentar dazu?

Fabjan: Das ist ein großer Tag für die österreichische Wissenschaft, aber gleichzeitig auch eine Aufforderung an die österreichische Teilchenphysik, den Standort Cern noch effizienter zu nützen, effizienter nicht nur in Sachen Forschung, sondern auch Ausbildung, Technologietransfer und Rückfluss für die heimische Wirtschaft. Man muss jede Chance nutzen.

STANDARD: Heißt das, dass Sie die Kritik an der heimischen Teilchenphysik nachvollziehen können? Eine Professur konnte nicht besetzt werden ...

Fabjan: Kritik an unserer Qualität lasse ich nicht zu. 2008 wurde das Institut für Hochenergiephysik vom Scientific Advisory Board sehr positiv evaluiert. Es hat tatsächlich noch keine Möglichkeit gegeben, die Professur zu besetzen. Zwei Spitzenleute bekamen leider bessere Angebote, bei denen wir nicht mithalten konnte. Zudem ist die Frage des Institutsneubaus für die Hochenergiephysik nicht geklärt. So etwas ist natürlich nicht förderlich für die Berufungsverhandlungen.

STANDARD: Was hätte der Ausstieg bedeutet?

Fabjan: Mittelfristig wäre das das Ende der Teilchenphysik in Österreich gewesen. Die Forschungslandschaft wäre insgesamt ärmer geworden. Und Österreichs Ruf als wichtiger Wissenschaftsstandort und als verlässlicher Partner in internationalen Kooperationen wäre ziemlich angekratzt worden. Weltweit zeigten sich Forscher sehr beunruhigt und werteten das drohende Ende der Mitgliedschaft beim Cern als einen deutlichen Rückschritt. Wären wir da noch glaubwürdig gewesen, wenn wir uns zur Grundlagenforschung bekennen?

STANDARD: Hat man aus Ihrer Sicht nicht in politischer Hinsicht das Gesicht verloren?

Fabjan: Wenn man beim Austritt geblieben wäre: ja. Finanzielle Probleme sind solidarisch zu lösen, gerade in einem europäischen Forschungsunternehmen. Das ist ja kein Problem, das nur Österreich hat. Da einfach "Uns freut das nicht mehr, macht allein weiter" zu sagen war ein fatales Signal. Zum Glück kommt's nicht dazu. Man muss bedenken, der Mitgliedsbeitrag beträgt 0,5 Prozent des gesamten Budgets des Wissenschaftsministeriums. Ich hatte nie die Hoffnung aufgegeben, dass es da Lösungsansätze gibt. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 19. 5. 2009)