Das vergebliche Drängen von Wissenschaftsminister Johannes Hahn auf einen Cern-Austritt hatte einen konkreten europapolitischen Hintergrund: Seit mehreren Jahren läuft ein großangelegter Versuch, die fragmentierte europäische Forschungslandschaft und ihre vielen Einrichtungen besser zu koordinieren und so auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der EU-Forschung zu verstärken.

Das European Strategy Forum on Research Infrastructures (Esfri) hat zu diesem Zweck eine Roadmap ausgearbeitet, in der geplante oder bereits existierende gesamteuropäische Forschungsprojekte aufgelistet und bewertet werden, um eine gemeinsame Vorgangsweise zu erleichtern. 44 Projekte aus sieben Bereichen - darunter Umweltforschung, Energie, Molekularbiologie, Materialkunde, Physik und auch Sozialwissenschaft - stehen derzeit auf der Esfri-Liste, und jedes Jahr kommen einige neue dazu. Überall sind EU-Mitgliedstaaten - auch Österreich - eingeladen, sich zu beteiligen.

"Wir wollen zu einem kohärenten Zugang zur Forschungsinfrastruktur gelangen", sagt der Esfri-Vorsitzende Carlo Rizutto, ein italienischer Physiker, dem Standard. Ziel sei eine Vernetzung über wissenschaftliche Gebietsgrenzen hinweg, die sich bei den traditionellen europäischen Forschungseinrichtungen wie Cern oder der European Space Agency (Esa) nicht so leicht umsetzen ließe.

Unter den größten Esfri-Projekten finden sich astronomische Anlagen sowie Prins (Pan-European Research Infrastructure for Nano-structures) und Fair (Facility for Antiproton and Ion Research). (ef/DER STANDARD, Printausgabe, 19. 5. 2009)