Linz - Für seinen „Jugendstreich" hat sich einer der Hauptverdächtigen der Neonazi-Störaktion in Ebensee beim Mauthausen Komitee (MK) entschuldigt. „Wir wollten niemanden (...) verletzen oder bedrohen", schreibt der 16-Jährige, der noch in U-Haft sitzt. „Die Tat soll damit auf keinen Fall verharmlost werden. Wir wollen den Jugendlichen jedoch eine Chance geben. Bei aufrichtiger Reue reichen wir ihnen die Hand", reagierte MK-Vorsitzender Willi Mernyi auf die Entschuldigung.
Bedenken an der Reue scheinen nicht unbegründet: Jener 16-Jährige, der bei dem Gedenken an die Befreiung des früheren Nebenlagers des KZ Mauthausens mit einer Softgun auf Überlebende und Angehörige geschossen und Nazi-Parolen gegrölt haben soll, sei in Ebensee in letzter Zeit durch „negative Äußerungen über Ausländer" aufgefallen, heißt es bei den Kinderfreunden Oberösterreich.

Bis vor einem Jahr war der Bursche bei den Roten Falken, die zu den Kinderfreunden gehören, aktiv. Er bekannte sich damit zum Antifaschismus und zu gewaltfreien Spielen. Doch dann habe er sich „schleichend von uns verabschiedet" sagt Susanne Pollinger, Pressereferentin der Kinderfreunde Oberösterreich. Der Bundesvorsitzende der Kinderfreunde, Landesrat Josef Ackerl, entschuldigte sich dennoch bei den Gästen der Befreiungsfeier. „Unsere Organisation ist zutiefst betroffen, dass ein Jugendlicher, den wir in unseren Reihen integriert glaubten, beteiligt war."

Für Ackerl ist es unverständlich, wie der Bursche „abdriften" konnte. Die Mutter des Verdächtigen leitet ehrenamtlich Gruppenstunden bei den Kinderfreunden. Der Sohn habe sich jedoch anderen Freunden angeschlossen, berichtet Pollinger. Mit ihnen sei er schon öfters zu den Stollen gegangen, um dort mit Soft-Guns zu schießen, bestätigt Oberösterreichs Sicherheitsdirektor Alois Lißl. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2009)