Bozen - Der Protest der Südtiroler Schützen gegen das faschistische Alpini Denkmal in Bruneck am Samstag vor knapp drei Wochen schlägt weiterhin hohe Wellen. Italiens Außenminister Franco Frattini hatte daraufhin gefordert, den Schützen ihre historischen Waffen wegzunehmen. Außerdem ortete er "separatistische Tendenzen" in Südtirol. Am Donnerstag reist Innenminister Roberto Maroni zu einem Runden Tisch mit Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) an. Bereits am Mittwoch gibt Durnwalder, dem von Frattini Schwäche vorgeworfen wurde, eine Pressekonferenz mit dem versöhnlichen Titel "Zusammenleben der drei Sprachgruppen in Südtirol".

Den Stein ins Rollen brachte eine Kundgebung der Schützen, bei der vor allem die "massive Polizeipräsenz" negativ auffiel. Rund 3.500 Teilnehmern standen etwa 600 Polizisten gegenüber. Anlass für den Protest war das Alpini-Denkmal in Bruneck das auch "Kapuziner Wastl" genannt wird. Die Schützen fordern seine Entfernung.

In den 60-iger Jahren war das Denkmal Ziel von Anschlägen der Südtirol-Aktivisten, die darin ein Symbol der italienischen Herrschaft in Südtirol sahen. Das 1938 eingeweihte Denkmal erinnert eigentlich an den Einsatz von Alpini-Soldaten im Äthiopien-Krieg unter dem faschistischen Diktator Mussolini und war mehrfach restauriert worden.

In Südtirol gibt es nach wie vor mehrere faschistische Denkmäler, gleich drei davon in Bozen, wie etwa das heutige Finanzamtsgebäude, über dessen gesamte Vorderseite ein Mussolini-Relief prangt, das Siegesdenkmal und der Justizpalast. In Burgeis, Gossensass und Innichen befinden sich sogenannte Beinhäuser, die die sterblichen Überreste von gefallenen italienischen Soldaten beherbergen. Auch diese Ossarien stellen für die Südtiroler Schützen eine Provokation dar. Sei seien in Grenznähe errichtet worden, um die Annexion Südtirols symbolisch zu rechtfertigen. Kampfhandlungen etwa im Ersten Weltkrieg fanden dort nie statt.

Zusätzlich Öl ins Feuer goss schließlich ein Beschlussantrag der Bewegung "Süd-Tiroler Freiheit", wonach die ehemaligen Südtirol-Aktivisten begnadigt werden sollten. Der Antrag wurde vom Landtag mehrheitlich angenommen, daraufhin platzte Frattini offenbar der Kragen. Er ging mit der Aktion der Schützen scharf ins Gericht. Die italienische Regierung werde "Null Toleranz" für die neuen "separatistischen Bewegungen" in Südtirol zeigen, hatte der Außenminister gedroht. (APA)