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Wien - Der oberösterreichische Mischkonzern HTI High Tech Industries AG hat am Dienstag baldige Insolvenzanträge für einzelne Unternehmen angekündigt. Die Gruppe sei nicht mehr in der Lage, "wesentliche Konzerngesellschaften finanziell zu unterstützen" , hieß es nach der Aussetzung der Aktie vom Handel an der Wiener Börse in einer Aussendung. Zuvor waren mehrere Verhandlungsrunden mit den kreditgebenden Banken in der vergangenen Woche ergebnislos verlaufen.

Fortbestand angestrebt

HTI war vor allem wegen des dramatischen Markteinbruchs in der Autoindustrie ins Schleudern geraten. Das Unternehmen versucht, über Insolvenzen von Unternehmensteilen "eine Sanierung zu ermöglichen und den Fortbestand anzustreben" .

Der Vorstand, die Kernaktionäre und die Geschäftsführer der operativen Unternehmen "werden in Einzelgesprächen mit den jeweiligen Hausbanken, Lieferanten und Kunden an Lösungen zum Erhalt der Unternehmen und damit zum Erhalt der 1650 Arbeitsplätze arbeiten", heißt es in der Mitteilung. 

Details Mitte nächster Woche

Welche Tochtergesellschaften Insolvenz anmelden müssen, werde bis Mitte nächster Woche entschieden, sagte HTI-Vorstandsvorsitzender Peter Glatzmeier. Aus diesem Grund könne momentan auch nicht gesagt werden, wie viele Mitarbeiter von der Insolvenz betroffen sind. Derzeit finden Mitarbeiterversammlungen statt und zum Teil gebe es auch schon Gespräche mit dem Betriebsrat.

Zuletzt war in Gläubigerkreisen von einer Verschuldung von 200 Mio. Euro die Rede. Der Verschuldungsgrad hat sich im dritten Quartal im Vorjahresvergleich auf 361 Prozent verdoppelt. Wie der STANDARD berichtete, machten die Banken eine weitere Finanzierung von einem Nachschuss der Eigentümer in Höhe von drei Mio. Euro abhängig. Es handelt sich dabei um mehrere Unternehmer, einige davon Ex-Manager der alten Verstaatlichten, die über die Jahre diverse Beteiligungen in die HTI eingebracht hatten. Zu ihnen zählen Peter Glatzmaier und Kurt Helletzgruber. Auch die einstige Brauerfamilie Kretz zählt seit der Einbringung der Beteiligungsgruppe ProRegio (zu ihr gehört u. a. die Getränkemarke Keli) zu den Aktionären. Über eine Stiftung mit fünf Prozent beteiligt sind zudem Ex-Finanzminister Hannes Androsch und Willi Dörflinger.

RZB und BA größte Gläubiger

Unter den Kreditgebern befinden sich zwölf Banken, darunter das halbe Raiffeisen-Reich und die Bank Austria. Größte Gläubiger sind die Raiffeisen Zentralbank und die Bank Austria. Nun will HTI Gespräche mit anderen Finanzierungspartnern führen. Neben dem Einbruch in der Automobilindustrie machen dem Konzern auch gesunkene Aufträge in der Fensterindustrie - hier ist die Tochter Technoplast aktiv - zu schaffen. Wobei die Flaute speziell in den osteuropäischen Ländern für Ausfälle sorgt. Nach drei Quartalen hat die HTI im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 156 Mio. Euro einen Verlust von 13,3 Mio. Euro gemacht (Ganzjahresergebnisse liegen noch keine vor). (red, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.5.2009)