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Der interimistische Post-Chef Rudolf Jettmar will heuer noch 300 unrentable Filialen schließen.

Foto: APA/Techt

Wien - Die Österreichische Post hat im ersten Quartal 2009 krisenbedingt weniger Brief- und Paketsendungen zugestellt und dadurch einen deutlichen Gewinneinbruch verzeichnet. Auch die Aussichten für den Rest des Jahres sind düster: Mit einem Anziehen der Geschäfte rechnet die Post heuer nicht mehr.

Das Management gibt daher die bisherige Prognose eines stabilen Umsatzes und Ergebnisses für 2009 auf und verordnet dem Unternehmen ein striktes Sparprogramm. Damit erleidet die Österreichische Post das gleiche Schicksal wie viele Mitbewerber. Logistikkonzerne ächzen weltweit unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Auch die Deutsche Post hatte unlängst ein drastisches Sparprogramm aufgelegt.

Gewinnrückgang in allen Bereichen

Bei der Österreichischen Post ging der Umsatz im ersten Quartal um zwei Prozent auf 595 Millionen Euro zurück, der operative Gewinn sank um vier Prozent auf 48 Mio. Euro. Unter dem Strich verdiente die Post mit 34 Mio. Euro fast um ein Fünftel weniger. Analysten hatten nicht mit einem so starken Ergebnisknick gerechnet, sie erwarteten das Quartalsergebnis nur um 11,5 Prozent schwächer als im Vorjahreszeitraum.

Der Ergebnisrückgang traf alle Geschäftsbereiche: Den stärksten Einbruch verzeichnete die noch für zwei Jahre monopolgeschützte und zugleich größte Sparte Brief. Dort brach der operative Gewinn um elf Prozent auf 63 Mio. Euro ein. Im Bereich Paket und Logistik ging das Ergebnis um vier Prozent auf 0,7 Mio. Euro zurück. Hier erhofft sich der Konzern im weiteren Jahresverlauf Impulse vom Internethandel.

Den 2009 erwarteten Umsatzrückgängen soll durch operative Einsparungen bestmöglich entgegengewirkt werden, teilte die Post mit. Wie bereits angekündigt, sollen im zweiten Halbjahr 300 unrentable Postfilialen geschlossen werden und Post-Partner dieses Geschäft übernehmen. Den Sachaufwand will die Post in den kommenden zwölf Monaten um 30 Mio. Euro reduzieren. So will man zum Beispiel keine neuen Fahrzeuge anschaffen. Zudem werden die Investitionen um 20 Prozent nach unten geschraubt.

Personalkosten

Kostensteigernd wirkte sich auch die im Vorjahr noch auf Basis der hohen Inflationsrate von 2008 vereinbarte Gehaltssteigerung der Postler von 3,7 Prozent aus. Nun sollen ein Aufnahmestopp und die Nutzung der Mitarbeiterfluktuation die Personalkosten eindämmen. Im Vergleich zum ersten Quartal 2008 ging die durchschnittliche Zahl der Vollzeitkräfte in den ersten drei Monaten 2009 um 2,5 Prozent oder 764 Mitarbeiter zurück.

In der Frage der Auslagerung von Zustellleistungen hat sich die Post indes mit der Gewerkschaft auf eine neue Vorgehensweise geeinigt. Statt wie zuvor geplant 600 frei werdende Stellen nicht mehr nachzubesetzen, sondern die Aufgaben Privatanbietern zu übergeben, soll nun bis 30. Juni ein neuer Kollektivvertrag für neu eintretende Postmitarbeiter ausgehandelt werden.

Der Plan der Post, Teile der Briefzustellung auszulagern, hätte jährlich sechs Mio. Euro an Einsparungen bringen sollen. Die Arbeitnehmervertreter hatten darauf mit einer Streikdrohung reagiert. Einigen sich Post und Gewerkschafter auf einen Kollektivvertrag für Neuzugänge, will die Post auf die Auslagerungen verzichten. Für neue Postler wird dieser Kollektivvertrag eine deutlich schlechtere Entlohnung bringen. Private zahlen um bis zu 30 Prozent weniger als die Post. (kol, APA, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.5.2009)