Foto: Werk
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Gilt er bei uns noch als Exote, dreht sich in Italien aber schon überhaupt niemand mehr um, wenn er einen Dreiradler-Roller sieht. 2006 bringt Piaggio den MP3 heraus, einen neuen Roller, vorne mit zwei Rädern. Was auf den ersten Blick ausschaut wie ein Gefährt, das man gebaut hat, allein deswegen, weil es geht, ist in Echt witzig zu fahren, und die beiden Reifen sind ein echtes Sicherheitsfeature.

Dadurch, dass der Roller nun vorne die doppelte Reifenaufstandsfläche hat, hat er auch die doppelte Reibung. Rutschiges italienisches Kopfsteinpflaster ist mit dem MP3 auch in Schräglage nicht mehr gefährlich. Oder auf Wien übertragen: Wer einmal am Schwarzenbergplatz einen MP3 gesehen hat, der in voller Schräglage über die sich kreuzenden Straßenbahn-Schienen fetzt, ohne dass der Fahrer mit der Wimper zuckt, versteht schnell wie gut die Front hält. Natürlich wirken sich die beiden 12-Zoll-Räder auch beim Bremsen aus. Der MP3 hat eine Verzögerung, mit je einer Scheibenbremse pro Vorderrad, dass der vielzitierte Anker eines heimischen Motorradmagazins nun wirklich die passende Metapher ist.

Bis zu 40 Grad Schräglage steckt die komplizierte Vorderradaufhängung des MP3, die aus vier Spurstangen und vier Längslenkern besteht, weg. Und diese Aufhängung schafft es auch, dass man den MP3 abstellen kann, ohne dass man einen Ständer braucht - weil sich das Stanglwerk feststellen lässt, wenn der Piaggio mit weniger als 10 km/h unterwegs ist. Und das war in Italien gleich viel mehr Verkaufsgrund als der mörder Grip der Vorderradl. Weil auf einmal müssen Italienerinnen und Italiener bei der Kreuzung nimmer die Füße runter stellen, in die Hundstrümmerl oder Ölflecken steigen und - Achtung jetzt kommt es - die feinen Schuhe werden nicht vom bösen Ständer zerkratzt und verdreckt.

Da der Österreicher in der Regel ja eher mit abgelatschten Turnschuhen oder Fußgeruch mindernden, aber Augen beleidigenden Kunststoff-Tretern gegen alle Regeln des guten Geschmacks verstößt, ist es ihm auch wurscht, wenn der Schlapfen zweimal am Tag auf ein Eisenstangl steigen muss. Hierzulande stritt man sich darum, ob der MP3 nun ein einspuriges Gefährt sei, oder nicht. Das ist nun geklärt: Der MP3 125 ist einspurig, genauso wie die alten MP3 250 und 400. Der sportliche Bruder, der Gilera Fuoco 500 mit 29 kW, ist ebenfalls einspurig. Die neuen MP3 LT, die es mit dem 250er oder dem 400er Motor gibt, sind zweispurig. Das liegt daran, dass Piaggio 2009 für den MP3 400 LT und den 250er LT die Spurbreite vorne auf 65 Zentimeter erhöht hat.

Dass der 250er und der 400er nun zweispurig sind, hat den Vorteil, dass man die beiden mit dem B-Schein fahren kann. Helmpflicht besteht weiterhin. Nachteil ist, dass für den MP3 LT die normale Auto-Vignette der Asfinag vorgeschrieben ist, will man damit am Bandl fahren. Auch beim Parken rät der Piaggio-Importeur Faber den LT wie ein Auto mit Parkscheinen auszurüsten, auch wenn das magistratische Amt 46 der Stadt Wien bis heute noch keine klare Aussage getroffen hat, wie sie den MP3 LT beim Parken behandeln.

Für den MP3 125 reicht zum B-Schein ein Code 111, für den sportlichen Fuoco braucht man einen A-Schein. Derzeit gibt es für alle Piaggio-Dreiradler in Österreich Aktionspreise. So kostet der 11 kW starke und 219 Kilogramm schwere MP3 125 jetzt 5990 Euro (Listenpreis 6350 Euro), den 16 kW starken 250er LT mit einer Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h gibt es um 6999 Euro (Listenpreis: 7500 Euro), den MP3 LT 400 mit 25 kW um 7999 Euro (Listenpreis 8500 Euro). Die Endorphin-Maschin Fuoco 500 kostet 8399 Euro (Listenpreis 8700 Euro). (Guido Gluschitsch)