München - Felix Magath hat das Finale der deutschen Fußball-Meisterschaft zwar mit einem frechen Auftritt an historischer Stätte eingeleitet - dem Balkon des Münchner Rathauses -, den Noch-Titelträger Bayern München damit aber nicht aus der Reserve gelockt. "Ich gehe da entspannt mit um. Vielleicht hat er Entzugserscheinungen. Er stand ja zweimal da oben, und weil es in Wolfsburg keinen Balkon gibt, wollte er das Gefühl noch mal genießen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Dienstag bei einer Veranstaltung des TV-Senders "Premiere".

"Wir gönnen ihm den Erfolg"

Der Bayern-Vorstandschef demonstrierte einerseits Großmut: "Wir gönnen ihm den Erfolg, wenn er den am Samstag perfekt macht." Andererseits konnte er sich einen Seitenhieb gegen seinen früheren Angestellten nicht verkneifen. "Felix scheint ja schon zu 100 Prozent davon überzeugt zu sein. Ich habe damals auch nicht an das Wunder Unterhaching geglaubt", meinte der Bayern-Vorstand in Erinnerung an die Saison 1999/2000, als Bayer Leverkusen den sicher geglaubten Titel nach einer 0:2-Niederlage gegen die SpVgg Unterhaching noch am letzten Spieltag verlor.

Ex-Bayern-Trainer Magath hatte am Montagabend ausgerechnet von dem Münchner Balkon aus, auf dem der deutsche Rekordmeister seine rauschende Siegerpartys zu feiern pflegt, die nachhaltigen Titelambitionen des VfL Wolfsburg ausgerufen. "Wenn wir halbwegs unsere Leistung abrufen wie in den letzten beiden Spielen, dann dürfte am Samstag auch nichts schiefgehen", sagte Magath in einem Interview im Bayerischen Fernsehen. Am 31. Jänner 2007 war er nach zwei deutschen Meistertiteln und Cupsiegen von den Bayern-Bossen ziemlich stillos vor die Tür gesetzt worden.

"Wer so gute Arbeit leistet, der darf ein bisschen frech sein", meinte Bayern-Manager Uli Hoeneß, der Magath am Wochenende einen "Schlawiner" genannt hatte, im Bayern-TV äußerlich gefasst. Die Bayern haben selbst für den Fall der kaum noch wahrscheinlichen Titelverteidigung den Rathausbalkon nicht gebucht.

Klinsmann hakt nach

Jürgen Klinsmann geht 23 Tage nach dem Rauswurf beim FC Bayern indes erstmals öffentlich in die Offensive. "Viele Dinge wurden mir angekreidet, für die ich nichts konnte", sagte Klinsmann vor seinem Auftritt am Mittwoch bei RTL (22.15 Uhr). Der ehemalige Münchner Chefcoach, von dem sich der FC Bayern am 27. April getrennt hatte, wird sich bei "stern tv" live den Fragen von Günther Jauch stellen. "Das war eigentlich das Schmerzlichste an der Sache, dass man das Gefühl hatte, man hätte diesen Job erledigen können. Ich hätte die Mannschaft zur Meisterschaft führen können", erklärte Klinsmann bereits im Vorfeld der Sendung.

Fünf Spieltage vor dem Saisonende hatte die Vereinsführung des deutschen Fußball-Rekordmeisters in Sorge um das Erreichen der Champions League einen Schlussstrich unter das "Projekt Klinsmann" gezogen und sich vom ehemaligen Bundestrainer getrennt. Die Verantwortlichen um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß waren nicht mehr davon überzeugt, unter Klinsmann die Saisonziele erreichen zu können und setzten für den Saison-Endspurt Jupp Heynckes als Feuerwehrmann ein. "Irgendwann kommt der Punkt, wo du zweifelst", hatte damals Hoeneß erklärte.

Kein Bock auf Schmutzwäsche

Rummenigge wollte die Aussagen von Klinsmann am Dienstag nicht kommentieren: "Wenn man sich von einem Trainer trennt, ist das nie so eine sympathische Angelegenheit. Wir werden nicht nachtreten und keine schmutzige Wäsche waschen."

"Er wird ja nicht als Feind von uns betrachtet. Wir haben einen sauberen, seriösen Schnitt gemacht, der aus unserer Sicht nötig war", betonte Rummenigge nochmals am Dienstag in München.(APA)