Wien - Sie leiden unter schweren Beeinträchtigungen von Aufmerksamkeit und Impulsivkontrolle, sind oft unbeherrscht und überaktiv und gelten häufig als Störenfriede oder Unruhestifter: Betroffene von ADHD, gemeinhin als "Zappelphilippe" bekannt. Das Hyperaktivitätssyndrom war lange nur als Erkrankung im Kindes- und Jugendalter bekannt, betrifft aber auch Erwachsene. Ein internationaler Kongress, der am Donnerstag in Wien startet, bietet nicht nur Wissenschaftern Diskussionsfläche, sondern auch einen Informationstag für Betroffene und Angehörige.

"Die Häufigkeit (bei Kindern, Anm.) beträgt ein bis vier Prozent", berichtete Andreas Warnke von der Medizin Universität Würzburg. Ein Viertel der im Kindesalter Betroffenen leidet auch noch als Erwachsene schwerwiegend unter den Verhaltensproblemen.

Hohe Impulsivität

Rund 80 Prozent der ADHD scheint erblich begründet, die Störung zeigt sich bereits im Vorschulalter: Kinder können z. B. in unpassenden Situationen keine Ruhe geben, reden unentwegt und halten sich nicht an Regeln. Eine hohe Impulsivität führt auch im Erwachsenenalter zu großen sozialen Problemen: Bei geringsten Enttäuschungen reagieren Betroffene hoch erregt und emotional, so Max Friedrich von der Medizinischen Universität Wien. "Wenn sie z. B. ein Polizist anspricht, schreien sie ihn gleich an."

Sucht und psychische Erkrankungen als Risiken

Das Risiko eines frühen Suchtmittelgebrauchs bzw. -missbrauchs sei erheblich, ebenso können erhöhte Scheidungs-, Unfallhäufigkeits-, Arbeitslosigkeits- und sogar Straffälligkeitszahlen "Zappelphilippe" kennzeichnen. Studien haben gezeigt, dass die Störung lebenslang sein kann und sich dann häufig andere psychische Erkrankungen verbinden, so z. B. Ängste und Depressionen bei Erwachsenen oder Legasthenie bei den Kindern.

Am kommenden Sonntag gibt es im Zuge des Kongresses einen "Patiententag": Betroffene, Angehörige, Bekannte und z. B. auch Lehrer können sich über die Veranstaltungsergebnisse informieren und erhalten in speziellen Workshops wie "ADHD und Schule" oder "ADHD und Sucht/Rechtsprobleme" Tipps für den Umgang mit Erkrankten. (APA)