Lennkh: „Offen gestanden, finde ich es total okay, dass wir Dopingvergehen im Strafgesetz haben. Doping ist letztlich eine Form des sportlichen Betrugs an den Mitbewerbern".

Der Spitzendiplomat Rudolf Lennkh leitet im Außenministerium die Abteilung für europäische Integration und wirtschaftliche Angelegenheiten. Ab November wird er als Österreichs Botschafter in Madrid tätig sein. Im Interview stand er zu verschiedenen aktuellen Europa-Fragen, unter anderem auch den Doping-Skandalen, Rede und Antwort.

„Offen gestanden, finde ich es total okay, dass wir Dopingvergehen im Strafgesetz haben. Doping ist letztlich eine Form des sportlichen Betrugs an den Mitbewerbern", sagte Lennkh. Bisher seien die Sanktionen für Dopingvergehen noch nicht einheitlich auf EU-Ebene geregelt, sondern würden von den Mitgliedsländern einzeln und individuell geregelt.

Auch zur Umbenennung des ehemaligen Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten nahm er Stellung. Der neue Kurzname BMeia (Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten) sorgt durch seine ungewöhnliche Endung „eia" schon seit der Änderung 2007 bei der Bevölkerung immer wieder für höhnischen Spott „Die Umbenennung hat ein Positivum, sie weißt auf die Rolle dieses Ministerium in EU-Angelegenheiten hin, wir haben die EU-Koordinationskompetenz und die österreichischen EU-Postionen. Und das wöchentlich, täglich." Auch wenn der Name Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten seit sehr vielen Jahren bestanden habe, wurde durch die frühere Namensgebung der Zuständigkeitsbereich nicht umfassend beschrieben.

Rudolf Lennkh lenkt seine 60 Mitarbeiter mit viel Engagement. Nach seinen unzähligen Tätigkeiten und Aufgabenbereichen als Botschafter ist er Fachmann in vielen Bereichen. Er verfolgt intensiv die Debatte über das Bankgeheimnis oder den Wahlkampf für die EU-Wahl am 7. Juni.

Hinsichtlich der medialen Aufmachung der Parteien, nimmt Lennkh besonders zum Wahlplakat der FPÖ Stellung. Er lehnt es ab, mit der Religionszugehörigkeit Wahlkampf zu machen, wie es die Freiheitlichen tun. „Das ist absolut nicht in Ordnung." Das Plakat mit der SPÖ-Abordnung und dem Spitzenkandidaten Hannes Swoboda ist „kein großer Aufreger". Die ÖVP formuliert den Zusammenhang Österreich-Europa, „das spricht an", andererseits merke man, dass „in der ÖVP die Fetzen fliegen". Die Werbung der Grünen „ist ein Hingucker". Es zeigt die Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek mit grüner EU-Flagge und Sternen. Das BZÖ versucht „seriös" zu wirken.

Auf die Frage, ob Österreich das Bankgeheimnis abschaffen solle oder nicht, reagierte Botschafter Lennkh mit cooler Mine. Das Thema „Steuerhinterziehung" sei ein absolutes No-Go für ihn, aber der europäische Binnenmarkt ermögliche viele Freiheiten, speziell auch den Kapitalverkehr. Er persönlich meint, dass die Regelungen in den EU-Ländern auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden sollten. (Katrin Pfleger, Veronika Praßl)