Neue Vorwürfe in der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom: Das Unternehmen soll nach einem Bericht des "Handelsblatts" auch das Intimleben potenzieller Mitarbeiter im Ausland ausgespäht haben. Die Zeitung zitiert aus einem Bericht, in dem Details über das Sexualleben einer Bewerberin geschildert werden. Die Telekom wies die Vorwürfe zurück. Es würden generell keine Analysen zum privaten Umfeld von Bewerbern durchgeführt, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Die Staatsanwaltschaft Bonn wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

"Personalscreening"

In dem Bericht mit dem Aufdruck "Konzernsicherheit Personalscreening", der dem "Handelsblatt" nach eigenem Bericht vorliegt, heißt es zum Beispiel, die Frau stehe im Ruf, eine erfahrene Sexualpartnerin zu sein. Die Unterlagen aus dem Jahr 2004 sollen von einer Detektei erstellt worden sein. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) sei als Quelle für Informationen über Bewerber im Ausland angeführt, berichtete das "Handelsblatt" weiter. Ein Telekom-Sprecher sagte, das Unternehmen kenne die zitierten Schriftstücke nicht. Grundsätzlich gelte aber, dass zum Privatleben von Bewerbern keine Informationen geführt würden. Zwar habe die Konzernsicherheit der Personalabteilung Ende 2004 ein Bewerberprofil als Beispiel für mögliche Personalscreenings präsentiert, das auch private Informationen enthalten habe. Der Vorschlag, diese Art Screenings als Standard einzuführen, sei von der Personalabteilung aber abgelehnt worden.

Ermittlungen seit 2008

Die Staatsanwaltschaft Bonn untersucht die Spitzelaffäre bei der Telekom seit Frühjahr 2008. Das Unternehmen soll in den Jahren 2005 und 2006 auf der Suche nach undichten Stellen die Telefonverbindungsdaten unter anderem von Aufsichtsräten, Betriebsratsmitgliedern und Journalisten ausgespäht haben. Die Telekom erstattete im Mai 2008 Strafanzeige, nachdem die Vorgänge intern aufgedeckt worden waren.

Konten von Mitarbeitern ausspioniert

Am Wochenende berichteten "Spiegel" und "Handelsblatt", die ehemaligen Top-Manager Klaus Zumwinkel und Kai-Uwe Ricke hätten schon früher als bisher bekannt von den illegalen Datenabgleichen gewusst. Ebenfalls bekanntgeworden war, dass die Konzernsicherheit neben der Ausspähung von Telefondaten über Jahre hinweg offenbar auch Konten von Mitarbeitern, deren Angehörigen und Dritten durchleuchten ließ. (APA/AP)