Pomigliano d'Arco - Im Fiat-Werk in Pomigliano d'Arco bei Neapel stehen die Bänder still. Nur vorübergehend, sagt Fiat. Für immer, fürchten die Arbeiter. "Wenn sie die Fabrik dichtmachen, haben wir nur noch die Wahl zwischen Arbeitslosigkeit und der Mafia" , sagt der zweifache Vater Mimmo Vacchiano, der vor den geschlossen Fabriktoren steht. Im Gegensatz zum reichen Norden gebe es hier sonst keine Arbeit, sagt der Familienvater.

Vacchiano fürchtet wie viele der 40.000 Einwohner von Pomigliano, dass die Stadt im Schatten des Vesuvs den Preis für Fiats weltweite Expansion bezahlen muss. Nach dem Einstieg bei Chrysler hat Fiat auch ein Angebot für Opel abgegeben. Ohne Einschnitte wird ein Zusammenschluss mit der GM-Tochter nicht über die Bühne gehen.

In Pomigliano ist schon heute fast jeder Fünfte arbeitslos. Macht Fiat die Autofabrik dicht, stünden 5000 Menschen mehr auf der Straße, 20.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern wären gefährdet. "Alles würde zusammenbrechen" , prophezeit Bürgermeister Antonio Dellaratta.

Mit den italienischen Gewerkschaftern will Fiat-Chef Sergio Marchionne erst verhandeln, wenn die Fusion fix ist, aber sein Konzept für Opel schürt schon jetzt Angst. Laut Fiats "Project Phoenix" soll das Werk in Pomigliano verkleinert werden, im sizilianischen Termini Imerese sollen gar keine Autos mehr gebaut werden. Pomigliano könnte zum Verhängnis werden, dass es entgegen des Trends zu sparsamen Modelle Alfa-Romeo-Luxusautos baut. In Termini Imerese wird Lancia produziert, der Opfer einer Opel-Allianz werden könnte.

"Der Erhalt der fünf italienischen Fiat-Standorte steht nicht zur Debatte" , kalmierte Italiens Industrieminister Claudio Scajola noch am Dienstag. Doch die Möglichkeiten der Regierung, den Erhalt zu unterstützen, ist begrenzt: Italien ist hoch verschuldet und muss den Wiederaufbau in der Erdbebenregion Abruzzen schultern. Die Menschen hier seien nicht gegen eine Fusion mit Opel, sagt Pomiglianos Bürgermeister Dellaratta. "Aber die Produktion muss hierbleiben - schließlich ist Fiat italienisch." (Daniel Flynn, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.5.2009)