The Juan MacLean: Electropop aus New York.

Foto: DFA Records

The Juan Maclean, The Future Will Come (DFA Records)

Das New Yorker Label Death From Above verschreibt sich speziell mit seinem führenden Act LCD Soundsystem einer Verbindung von Rock, Funk und Dancefloor unter besonderer Berücksichtigung der frühen 1980er-Jahre und des Schaffens von David Byrne und Talking Heads. Mit The Juan MacLean und ihrem neuen Album The Future Will Come steht jetzt auch ein Duo am Start, das sich des ein wenig affigen wie unterkühlten Wave-Pops britischer Herkunft annimmt. Die Beats und Produktionsweise mögen zwar hochmodern und entschieden kräftiger als früher ausfallen, The Human League und ihr damaliger Welterfolg Dare von 1981 bestimmen aber nicht nur den Gesang von Juan MacLean und Nancy Whang. Auch die getragene wie brustbetonte Melodieführung beruft sich eindeutig auf das Original. Spaßiger als das neue Album von Depeche Mode. Aber hallo. Läuft übrigens auch schon in deiner Disco.

Nouvelle Vague 3 (The Perfect Kiss / Edel)

Die Franzosen, die seit ein paar Jahren gern alte Wave-Hits in die Disco tragen und sie mit lateinamerikanischen Beats für eilige, klanglich nicht allzu belastbare Hörer unterlegen, erweitern ihr Spektrum um Schlurfjazz, Ska und Country. Master & Servant von Depeche Mode ist dieses Mal ebenso fällig wie Road To Nowhere von Talking Heads, Heaven von den Psychedelic Furs, God Save The Queen von den Sex Pistols oder Ça Plane Pour Moi von Plastic Bertrand. Ob das langweilig ist? Und wie! Es wird sich verkaufen wie Cornetti alla crema. Läuft demnächst auch in deiner Caffè-Latte-Stube.

Chicks on Speed, Cutting The Edge (Chicks On Speed Records / Trost)

Die drei mittlerweile in Berlin ansässigen Art-Popperinnen lassen sich dieses Mal von legendären Leutchen wie Fred Schneider (The B-52s), Mark Stewart (The Pop Group), Vivien Goldman (The Slits) oder dem Wiener Techno-Buam Christopher Just unterstützen. Letztgenannter verpasste ihnen eine fröhlich-zickige Version von Peter Weibels altem Wave-Hit Sex In Der Stadt. Der Rest besteht traditionell aus lustigem Gekiekse und Gesinge auf irgendwie pop-feministischer Grundlage und sehr, sehr 1980er-lastigem Wave-Pop. Läuft demnächst auf deiner Kunsthochschulparty.

Datarock, Red (Young Aspiring Professionals / Nettwerk)

Das norwegische Trio neigt live zu allerlei aktionistischem wie kostümiertem Schabernack. Auf CD verfolgt man mit elektronischer Gerätschaft eine der Party verpflichtete Sause zwischen New Rave und Electropunk, die sich laut Eigenbekunden auf Altvordere wie Talking Heads oder Devo beruft. Dosenbier dürfte allerdings auch eine Rolle spielen. Heterosexuelle Discomusik für Rockkids, die alles nicht so genau nehmen. Läuft demnächst um drei Uhr morgens auch in deinem Festival-Tanzzelt.

Tiga, Ciao! (Different/Edel)

Der kanadische Star-DJ lässt sich auf seinem neuen Album zwar von üblichen Verdächtigen wie James Murphy von DFA Records und LCD Soundsystem, oder Soulwax unter die Arme greifen, der Zerrissenheit zwischen pfiffigem Song und fettem Clubtrack hilft das allerdings auch nicht. Die Texte sind ohnehin unter jeder Sau: "I love to comb your hair, your hair is such a mess." Läuft demnächst in meinem Second-Hand-CD-Geschäft.

Fischerspooner, Entertainment (Lo Records)

Das New Yorker Duo hat bessere Tage gesehen. Das einstige Aushängeschild der globalen Clubszene verwurstet alte, früher für zu schlecht befundene Tracks und nähert sich damit einem Karrieretief, für das sich die Pet Shop Boys und Depeche Mode immer zu schade waren. Läuft demnächst nirgendwo. schach

(Christian Schachinger, RONDO - DER STANDARD/Printausgabe, 22.05.2009)