Rangun - In dem umstrittenen Prozess gegen die Führerin der burmesischen Demokratiebewegung, Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, hat sich die Angeklagte am Freitag nicht schuldig erklärt. "Ich bin nicht schuldig, weil ich keinerlei Straftat begangen habe", sagte die Vorsitzende der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) nach Angaben ihres Verteidigers dem nichtöffentlichen Prozess, der im berüchtigten Insein-Gefängnis bei Rangun durchgeführt wird.

Die burmesische Militärjunta unter General Than Shwe wirft Suu Kyi vor, während ihres Hausarrests Besuch von einem US-Amerikaner erhalten und damit gegen die Arrest-Auflagen verstoßen zu haben. Ihr drohen mehrere Jahre Haft. Westliche Regierungen haben das Verfahren als reinen Schauprozess verurteilt und die sofortige Freilassung der Friedensnobelpreisträgerin gefordert, die seit 1990 insgesamt 13 Jahre in Haft beziehungsweise unter Hausarrest verbracht hat.

Traum

Der ebenfalls angeklagte US-Besucher John Yettaw, dessen Aufenthalt bei Suu Kyi der formale Grund für den Prozess ist, verteidigte nach Angaben des Anwalts sein ungewöhnliches Auftauchen im Haus der NLD-Chefin. Er habe sie "warnen" wollen. "Ich hatte einen Traum, dass Suu Kyi ermordet werden sollte, deshalb kam ich, um sie zu warnen", zitierte der Anwalt die Aussage des 53-jährigen Mormonen.

Die Militärjunta vermutet hinter dem ungebetenen Besuch Yettaws bei Suu Kyi eine Verschwörung. Ziel der Aktion sei es gewesen, die Regierung bloßzustellen und ihre Beziehungen zum Ausland zu verschlechtern, wurde Außenminister Nyan Win am Freitag von den Staatsmedien zitiert. Der Minister habe dies in einer telefonischen Unterredung mit seinem japanischen Ressortkollegen Hirofumi Nakasone erklärt, schrieb das Junta-Sprachrohr "The New Light of Myanmar". Er bezog sich auf Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie, deren Ziel verstärkter ausländischer Druck auf Burma wäre. Die NLD hatte die Wahlen zu einer Verfassunggebenden Nationalversammlung 1990 mit Vierfünftelmehrheit gewonnen, doch hatte das Militär die Wahl annulliert und die Machtübergabe verweigert. Die neue Verfassung Burmas, das nach dem Willen der Machthaber auch in Fremdsprachen "Myanmar" genannt werden muss, zementiert die Vorrangstellung der Armee. (APA/dpa)