Für 17.000 Euro netto holte sich der Wiener Handel Josef Stoizners "Winter am Fluss".

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Von der mehr als 20 Jahren angebotenen Fülle historischer Uhrmacher- und Tischlerkunst zeugen Ecke Planken- und Dorotheergasse allenfalls noch die in der Auslage angebotenen Kataloge. Besenrein quasi, bis auf eine einsame 26-teilige Garnitur Fischbesteck aus Silber zum Schnäppchenpreis von 1400 Euro herrscht in den Geschäftsräumen von D&S Antiques gähnende Leere.

Ende April waren die verbliebenen Bestände Richtung Freyung abtransportiert worden. Am 14. Mai gelangten diese - aufgestockt um passendes Kunstgut anderer Einbringer - im Kinsky zur Versteigerung. Unter dem Titel "AusZeit" beendeten Kristian Scheed und seine Geschäftspartnerin Brigitte Kolhammer-Duschek damit offiziell ihre Berufslaufbahn als Kunst- und Antiquitätenhändler.

Abseits des üblichen Auktionsprozedere hatte Otto Hans Ressler für 70 Prozent und damit die Mehrheit der rund 340 Positionen die Befugnis, ohne Limit zu versteigern. Fände sich für den ausgerufenen Preis also kein Interessent, dann dürfe er die Taxe der Objekte so lange reduzieren, bis es einen Käufer gäbe. In der Realität hatte aber auch dieses amerikanische Prinzip eine Grenze, konkret bei der Hälfte des Rufpreises. Das erklärte Ziel wurde erreicht: Nicht ein einziges Lot blieb unverkauft, die in der Auktionsbranche übliche "weiße Fahne" konnte gehisst und ein Umsatz von 1,57 Millionen Euro notiert werden.

Dass Kristian Scheed "seiner" Auktion beiwohnen würde, lag auf der Hand. In seiner Funktion als "Kinsky" -Uhrenexperte hatte er dieses Warensegment auch begutachtet. Selbstredend, so Ressler, schon weil er dem Expertenteam weiter erhalten bleiben wird. Dass Scheed allerdings für seine eigenen Pretiosen auch Gebote deponierte, sorgte zumindest phasenweise für ein leichtes Abdriften der Optik. Denn in einer nennenswerten Zahl von Fällen führte sein Mitbieten - etwa mit den Bieternummern 89 und 159 - zu höheren Ansteigerungen, nicht aber zu einem Zuschlag. Einen Interessenkonflikt wischt Ressler vom Tisch. Es habe eben ein paar Kunden gegeben, die dezidiert von ihm und keinem anderen Mitarbeiter des Auktionshauses vertreten, nicht übers Telefon zugeschaltet und auch nicht die diskreten Dienste der Sensalin beanspruchen wollten.

A scheene Leich, munkelten sich Zaungäste hinter vorgehaltener Hand zu. Die im übertragenen Sinn letzte Ehre erwies sich als Publikumsmagnet. Der Auktionssaal war Donnerstag vergangener Woche bis auf den letzten Stehplatz gefüllt, der Altersdurchschnitt im Vergleich zu sonst deutlich höher. Biedermeier und Barock scheint das bevorzugtes Terrain für die Generation 55 plus. Zu gleichen Teilen hatten sich Schnäppchenjäger, Uhrenspezialisten sowie Einrichtungskunden eingefunden - und mit Rudolf Leopold auch Österreichs kaufwütigster Sammler.

Albin Egger-Lienz Ölbild eines listigen Gnoms überließ er bei 45.000 Euro (Kaufpreis 56.000) einem privaten Auftragskäufer, und Josef Stoitzners Winter am Fluss für 17.000 Euro dem Wiener Handel. Auch bei der luxuriösen Bilderuhr Die Lottoziehung blieb Leopolds flüchtiges Nicken aus, diese wechselte zum Rufpreis von 25.000 Euro über die Sensalin den Besitzer. Leopold bevorzugte diesmal Odien der sperrigen Art, in einer Menge, mit der andere ein ganzes Eigenheim auszustatten wüssten: Darunter den um 1720 gefertigten Barock-Tabernakelschrank mit Zinn-intarsien (netto 30.000), eine Hallenversion mit Brandmalerei (36.000), dazu eine Kommode (5000) und einen auf 4,7 Meter ausziehbaren Empiretisch (14.000). (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 23./24.05.2009)