Wer wo wie Samen schleudert, ist nicht egal.

Foto: samenschleuder.net

St. Pölten - Die Sache, meint Renate Pittroff, sei so absurd, dass sie gar nicht enttäuscht sein könne. Und schon um der Skurrilität willen habe sie nun bei der Behörde beantragt, das tun zu dürfen, was der Wind und Tiere, aber auch Gartenbesitzer ganz ohne Stempel tun: Pflanzensamen in der Natur ausbringen nämlich. Doch der Reihe nach: Im Zuge des Niederösterreichischen "Viertelfestivals" hat Pittroff das Projekt "Samenschleuder" initiiert. Dabei sollen handelsübliche Pflanzensamen mit einer Ton-Lösung auf die Seitenwände von Autoreifen aufgebracht werden - um dann kraft der Fliehkraft ab 70 km/h in die Landschaft geschleudert zu werden. Die Idee dahinter: Der Wiesenpflanzenmix aus Bauhaus-Samen und Arche-Noah-Saatgut sollte Staßenränder zum Blühen bringen.

Doch dann schritt die Behörde ein: Damit, wie das NÖ-Landschaftsschutzgesetz besagt, "Schönheit und Eigenart eines Landschaftsraumes nicht nachhaltig beeinträchtigt" werden, ist das "Ausbringen" von "nicht standortgerechten Gewächsen" genehmigungspflichtig. Und was von einem Autoreifen wegfliegt, ist eben immer von anderswo. Ergo nicht "standortgerecht" . Auch dann nicht, wenn es in jedem Garten entlang der Straße wächst. (rott, DER STANDARD - Printausgabe, 23./24. Mai 2009)