Viele vom Aussterben bedrohte Arten brauchen zum Überleben die weitläufige Auenlandschaft von March und Thaya.

Foto: WWF/Manuel Denner

Wien - Eine neue Studie zum internationalen Tag der Biodiversität listet 86 Arten auf, die in den kommenden Jahren in Österreich aussterben werden, wenn nicht umgehend Gegenmaßnahmen greifen. Alle diese Arten haben eines gemeinsam: Sie brauchen zum Überleben die weitläufige Auenlandschaft von March und Thaya im Osten Österreichs, so der WWF in einer Aussendung.

"Die March-Thaya Auen sind das letzte Refugium einer riesigen Artenvielfalt und dennoch völlig unzureichend geschützt", kritisiert Bernadette Strohmaier vom WWF. Sie hat gemeinsam mit der Plattform MARTHA-Forum und zahlreichen WissenschaftlerInnen über 1.700 Arten und Lebensräume akribisch untersucht und eine umfassende Strategie für ihren Schutz erarbeitet.

Biodiversitätskonvention

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich im Rahmen der Biodiversitätskonvention das Ziel gesetzt, die biologische Vielfalt der Erde zu sichern. "Wenn wir die globale Artenvielfalt schützen wollen, müssen wir vor unserer Haustüre anfangen!", ist Margit Gross, Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Niederösterreich überzeugt.

"Nur was wir genau kennen, können wir auch gezielt schützen", erklärt Strohmaier vom WWF. Deshalb wurden für die Studie 1.734 Arten und Lebensräume im Hinblick auf ihre Verbreitung und Bedrohung analysiert. 504 davon sind als hochgradig gefährdet einzustufen. Jede Fünfte dieser Arten ist auf die intakte Auenwildnis an March und Thaya angewiesen.

Hotspot der Artenvielfalt

Die March-Thaya Auen sind ein Hotspot der Artenvielfalt. 34 Prozent aller gefährdeten Blütenpflanzen und 55 Prozent der gefährdeten Vogelarten Österreichs finden in den March-Thaya Auen noch einen Lebensraum.

Dort sind indessen aber Arten wie der Große Brachvogel, die Uferschnepfe oder die Sumpfgladiole im ausgestorben. Moorfrosch, Wechselkröte und Rotbauchunke droht das gleiche Schicksal, wie eine langjährige Vergleichsuntersuchung zeigt. Geeignete Lebensräume - lange wasserführende Augewässer - gingen in den letzten 15 Jahren um 82 Prozent zurück. Insgesamt sind 86 vom Aussterben bedrohte Arten auf die March-Thaya Auen angewiesen, so das Untersuchungsergebnis.

Hintergrund

Von breiten Auwäldern und großen Auwiesen begleitet, zählen die Flüsse March und Thaya zu den artenreichsten Landschaften Europas. Hier kommen Auhirsch, Biber, Flussregenpfeifer, Eisvogel, Schwarz- und Weißstorch, See- und Kaiseradler und viele weitere Arten noch in gesunden Populationen vor. Nicht weniger vielfältig ist das Leben im und am Wasser: Neben zahlreichen Fischarten profitieren auch Tümpel-Spezialisten wie die winzigen "Dinosaurier" von den üppigen Auen der Region: Elf Urzeitkrebs-Arten haben als lebende Fossilien 200 Millionen Jahre überdauert. Zwei davon kommen österreichweit nur noch in den March-Thaya Auen vor.

Konkrete Maßnahmen

Für 230 Schwerpunktarten schlägt die Studie konkrete, lebensraumverbessernde Maßnahmen vor. "Wir hoffen, dass wir die Qualität des Gebietes soweit zu verbessern, dass faszinierende Großvögel wie Kaiseradler, Schwarzstorch & Co wieder dauerhaft zurückkehren können", so Gabor Wichmann von BirdLife Österreich. Dazu gehören das Offenhalten von Sandrasen und die Pflege von Autümpeln. Die Artenschutzprojekte werden im Rahmen der vielfaltleben-Kampagne des Lebensministeriums vom Naturschutzbund NÖ und dem WWF durchgeführt.

Die March-Thaya Auen sind eine von vier Schwerpunktregionen dieser Naturschutzinitiative für eine wesentliche Verbesserung des Arten- und Lebensraumschutzes bis 2010. Das March-Thaya-(MARTHA)-Forum ist ein Zusammenschluss von Auring, BirdLife, Distelverein, BIMM, Virus, Naturschutzbund NÖ und WWF, sowie von WissenschaftlerInnen und FreundInnen der March-Thaya Auen. Die unabhängige Plattform hat sich zum Ziel gesetzt, die einzigartige Flusslandschaft nachhaltig zu sichern. (red)