Österreich ist das Vorzeigeland des Selbstbewusstseins, und Wien ist seine Metropole. Der Sport findet eine Stadt, in der horrende Investitionen seit Jahrzehnten für einen Verfall der Infrastruktur sorgen. Österreichs Fußball ist rundherum unerheblich, Marc Janko möge dennoch den Goldenen Schuh holen und den Krankl-Rekord auslöschen. Besser als ein alter Wiener Goschenreißer ist allemal ein knackiger Salzburger Streber.

Apropos Streber. Der Sportreformer Norbert Darabos schmückt sich mit einem Team aktiver und pensionierter Sportstars. Keine schlechte Idee, auf die Betroffenen zu hören. Doch Darabos will offenbar zu viel. Denn Spitzensportler müssen extreme Egoisten sein, sonst reißen sie nichts. Und ausgerechnet die sollen jetzt das Sport-SYSTEM reformieren? Der Leiter des Sportler-Beirats, der Volleyballer Nik Berger, hat im Verband eine kleine Weile ein klein bisschen mitgearbeitet. Jetzt will ausgerechnet er Funktionären wie seinem Präsidenten Peter Kleinmann erklären, wie es geht. Also sind alle Funktionäre, die Sportler und Vereine zu WM- und EM-Titel führen, Trotteln?

Zufällig gehören die Volleyballer zu der in Österreich seltenen Spezies, die regelmäßig in der europäischen Champions League mitspielt. Berger wird die Vertrauensbasis zwischen dem Team Sportminister/Sportstars und den Funktionären, die seit Jahrzehnten hackeln (unentgeltlich und so gut es geht) und seit einem halben Jahr auf die Spitzensportförderung warten, auf eine neue Basis stellen. Die strukturellen Probleme - fehlender oder mangelhafter Bewegungsunterricht in Volksschule und Kindergarten, Mangel an Jugendtrainern, katastrophale Infrastruktur - bleiben unberührt. Ganz nach dem Regierungsabkommen: Wer schon nichts weiterbringt, soll wenigstens damit prahlen. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 25.05.2009)