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Rudolf Fries fühlt sich in die Irre geführt und klagte in der Causa Constantia.

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Wien - Aus dem Strafakt der Causa Constantia Privatbank-Immofinanz dringen neue brisante Details: Laut einem Bericht des Trend hätte die Hauptversammlung der Constantia Privatbank (CPB), die damals noch Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac gehörte, am 4. Juni 2008 keine Dividende (33 Mio. Euro) beschließen dürfen. Der Hauptgrund: Die Bank steckte zu diesem Zeitpunkt in schweren Turbulenzen - und 90,8 Prozent der CPB-Aktien waren längst an eine Gruppe um den Badener Anwalt und Investor Rudolf Fries verpfändet. Das diente als Sicherheit für die Gruppe, die eine Put-Option hielt, die Castelbajacs Holding Constantia Packaging B. V. Fries bei seinem Einstieg in die Immofinanz im Februar 2008 eingeräumt hatte. Die Kanzlei des Anwalts hat inzwischen drei Klagen auf Pfandrechtseinräumung gegen die Constantia Packaging B. V. eingebracht.

Verpfändet

Demnach sei die Fries-Gruppe weder über die Hauptversammlung noch über die Gewinnausschüttung informiert worden. Fries erhebt den Vorwurf, der Wert seines Pfands sei widerrechtlich um 33 Millionen geschmälert worden. Am 16. Oktober 2008 sei ihm mitgeteilt worden, er müsse sein CPB-Pfand über Nacht freigeben, die Bank müsse schon am nächsten Tag aufgefangen oder in Konkurs geschickt werden. Als Ersatzpfand habe man Fries zehn Prozent an der Constantia Packaging AG plus 37 Mio. Immoeast-Aktien angeboten, obwohl das gar nicht mehr möglich gewesen sei.

Castelbajac habe seit 2007 gewusst, dass Ex-Bankchef Karl Petrikovics über eine Mrd. Euro an Anlegergeldern aus der Immoeast in die CPB geschleust und mit Aktien von Immofinanz und Immoeast spekuliert habe. Ein Sprecher von Castelbajac weist diese Vorwürfe zurück.

Zudem galt es, Ende 2007 die Finanzmarktaufsicht FMA, die von den nichtgenehmigten Aktienkäufen erfahren hatte, zu informieren. Laut Trend hat der damalige CPB-Aufsichtsratspräsident Prinz Michael von und zu Liechtenstein eine Rosehill Business Limited, eine Ridas AG und die englische Kingsbridge Capital Participation Limited dazu gebracht, ihren Namen dafür herzugeben. In einem Schreiben an die FMA vom 29. November 2007 wurden diese drei Gesellschaften als Eigentümer der Immo-Papiere genannt. Aus Sicht der Gegenseite stellt sich die Sache etwas anders dar, ergeben Standard- Recherchen.

Nicht grundsätzlich falsch

Aus dem Umfeld von Michael Liechtenstein (ein langjähriger Vertrauter der Familie, Christine de Castelbajac war einfaches Aufsichtsratmitglied) verlautet, dass der Aufsichtsrat erst im Nachhinein, bei einer Sitzung Anfang Dezember 2007, vom Schreiben an die FMA erfahren hat. Man habe die Information an die Aufsichtsbehörde damals für "nicht grundsätzlich falsch gehalten". Denn mit einer der drei Gesellschaften (die Fondsgesellschaft Kingsbridge sei vom Vorstand der Bank vorgeschlagen worden, die beiden anderen Gesellschaften von Liechtenstein, in dessen Einflussbereich Ridas und Rosehill stehen) habe es damals tatsächlich einen Ankaufvertrag für die Immoaktien gegeben, Verträge für die beiden anderen Gesellschaften seien vorbereitet worden.

Hintergrund all dessen: Als die Probleme rund um die in der CPB liegenden Immo-Aktien aufgekommen waren (darüber waren Castelbajac und Liechtenstein von Ex-CPB-Vorstand Karl Arco im Herbst 2007 unterrichtet worden), lief ja bereits der Verkaufsprozess für die Bank. Da nun aber allen klar war, dass die Bank mitsamt dem Riesenaktienpaket nicht verkäuflich sein werde, wurde offenbar nach einem Ausweg gesucht. Der Bankvorstand unter Petrikovics sei damals von den Eigentümern angewiesen worden, die Immo-Aktien zu verkaufen, dafür hat man aber eine "Abwicklungsstruktur" gebraucht - also Gesellschaften, aus denen heraus der Verkauf laufen sollte -, womit die drei Gesellschaften Kingsbridge & Co ins Spiel gekommen waren.

Als der Aufsichtsrat vom FMA-Schreiben des Vorstands erfuhr, habe sich die Sache bereits erübrigt gehabt, weil ja Investor Fries eingesprungen war, so diese Lesart. Aus ehemaligen Eigentümerkreisen rund um Castelbajac ist auch zu hören, dass Ex-Bankchef Petrikovics bereits 2006 dazu aufgefordert worden sei, keine Deals mit Immofinanzaktien mehr zu tätigen. Damals habe der Aufsichtsrat erstmals von entsprechenden Geschäften erfahren. Man habe Petrikovics weitere Deals dieser Art untersagt.

Sachverhaltsdarstellung

Christine de Castelbajac hat inzwischen ihre vornehme Zurückhaltung aufgegeben - und eine ausführliche Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht. Und sie hat sich dem Strafverfahren gegen den ehemaligen Bankvorstand unter Petrikovics als Privatbeteiligte angeschlossen.

Die Zahl der Gerichtsverfahren dürfte jedenfalls weiter steigen. Die derzeitigen Aktionäre der Constantia Privatbank, die fünf großen österreichischen Banken, überlegen, jene Zahlungen zurückzuklagen, die der Ex-Bankvorstand vor seinem Ausscheiden bekommen hat. Dazu zählen etwa jene 14 Mio. Euro, die Ex-Banker Arco kassiert hat. Einen Streit gibt es auch um die sechs Mio. Euro Norbert Gertners. Sie liegen quasi eingefroren auf einem Treuhandkonto, der Ex-Banker verlangt aber die Auszahlung. Zahlungen für Petrikovics inkludiert, soll es, wie der Standard berichtete, um einen Betrag von rund 30 Mio. Euro gehen.

Auch in den laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien gibt es eine Menge Aktivitäten. Nach den Hausdurchsuchungen bei den Ex-Bank-Vorständen sowie Ex-Immofinanz-Aufsichtsrat Helmut Schwager hat es jüngst auch eine Hausdurchsuchung bei Investor Fries gegeben. Auch er wird als Beschuldigter geführt, für alle Betroffenen gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, Claudia Ruff, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 25.5.2009)