Seit Präsident Obama unlängst vor laufender Kamera in einem Hamburger-Restaurant speiste, weiß man, dass die USA von einem zutiefst unamerikanischen Gourmet-Weichei geführt werden. Verraten hat ihn die Art und Weise seiner Burger-Bestellung: "Kein Ketchup bitte, nur scharfen Senf - Dijon oder so was Ähnliches."

Mehr hat er nicht gebraucht. Konservative Kommentatoren brandmarkten Obama prompt als "President Poupon" (nach einer Dijon-Senfmarke), dem "Sauce rouge" als Burger-Gleitmittel nicht fein genug sei. Nun mag verblüffen, dass Senf statt Ketchup eine Glaubensfrage sein kann, die den Führer der freien Welt kompromittieren könnte. Im Obama-Camp wird jedenfalls argumentiert, dass die Republikaner damit nur eine weitere, ebenso edle wie uramerikanische Idee der Freiheit sturmreif schießen wollten - und zwar jene, sich Bestellungen aus der Speisekarte grundsätzlich nach Gutdünken, wenn's nicht anders geht auch mittels mäklerischer Ignoranz, zurechtzuschustern.

Davon abgesehen hätte die patriotismuszersetzende Wirkung von scharfem Senf natürlich dringend untersucht gehört. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.5.2009)