Das größte Waldbiomasse-Kraftwerk Europas in Wien-Simmering.

Foto: ÖBf/W. Simlinger

Beiträge zum Klimaschutz und zur Verringerung der Abhängigkeit von Energieimporten sind mehr denn je gefragt.

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"Für den Energiesektor sind langfristige Prognosen sehr schwierig. Eines lässt sich aber sicher sagen:Der Energiepreis bleibt hoch." Energie-Agentur-Chef Fritz Unterpertinger weiß, dass erneuerbare Energien, zu denen die Wasserkraft ebenso zählt wie Biomasse, Windenergie, Photovoltaik und Erdwärme, derzeit keinen leichten Stand haben. Wenn die Preise für fossile Energieträger im Keller sind, gibt es für die Erneuerbaren keinen funktionierenden Markt, weil deren Produktion noch verhältnismäßig teuer ist. Das Dilemma: Sinkt in der Rezession die Produktivität der Industrie, wird weniger Energie benötigt. Mit der sinkenden Nachfrage fällt auch der Preis.

Strom aus Ökoenergie

Langfristig gilt, was vor der Krise galt. Die Energienachfrage wächst durch Bevölkerungswachstum, die Ressourcen werden knapp. "Und was knapp ist", sagt Unterpertinger, "ist bekanntlich teuer." Weitere Argumente für die "Grünen Energien" liefern nach wie vor die ambitionierten Klimaschutzziele. Die Alpenrepubliksoll den Anteil der regenerativen Energien am gesamten Verbrauch von rund einem Viertel auf ein Drittel im Jahr 2020 steigern. Das Ziel bleibt eine Herausforderung, auch wenn der CO2-Ausstoß derzeit in den Hintergrund gerät, weil er durch die Produktionsrückgänge in der Industrie ohnedies gebremst wird. "Hier gilt es genau zu unterscheiden", warnt Unterpertinger, "welche Entwicklungen durch die Krise langfristig und nachhaltig sind, und welche Eintagsfliegen bleiben." Unternehmen wie die Bundesforste haben die Weichen schon vor der Krise gestellt und liegen damit für Unterpertinger genau richtig. Langfristig müsse die Tendenz zu Investitionen in Erneuerbare gehen, das habe die Gaskrise diesen Winter wieder deutlich gezeigt: "Ohne gezielte, nachhaltige Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare können wir die Versorgungssicherheit nicht garantieren und die Klimaziele nicht erreichen." Das sei mittlerweile auch den Konsumenten klar, meint Alexander Karner, Geschäftsführer des Biomasseverbands. Die Heizkesselnachfrage reiße trotz des niedrigen Ölpreises nicht ab: "Für die Menschen hat die Versorgungssicherheit an Bedeutung gewonnen. Komfort und Kosten waren immer schon wichtig." Die Bundesforste können mittlerweile mehr als 150.000 Haushalteinganz Österreich mit Strom und Wärme aus Ökoenergie versorgen.

Expansion geplant

Für ein Nachhaltigkeitsunternehmen wie die heimischen Bundesforste zählen neben dem ökologischen auch der gesellschaftliche und der wirtschaftliche Aspekt. In Zeiten volatiler Holzpreise macht es sich bezahlt, auf mehreren Standbeinen zu stehen. So haben sich die Bereiche Immobilien, hier hineinfällt auch das Geschäftsfeld Erneuerbare Energie, und Dienstleistungen zuletzt als "Ergebnisstabilisatoren" erwiesen. Sie machen mittlerweile in einem Normaljahr 15 bis 20 Prozent der gesamten Betriebsleistung aus, Tendenz steigend. Neben Biomasse, wo die Bundesforste nicht nur als Lieferant, sondern über Beteiligungen auch in der Stromerzeugung tätig sind, wird auch in der Kleinwasserkraft expandiert. "Da ist es nahe liegend, die eigenen Ressourcen wie Fläche und Wasser unter Berücksichtigung von ökologischen Gesichtspunkten einer höheren Wertschöpfung zuzuführen", sagt Mario Bachhiesl, Leiter des Profit-Centers Kleinwasserkraft und Geschäftsführer des Biomassekraftwerks Wien-Simmering. "Zwei Kleinwasserkraftwerke in Oberösterreich und Tirol sind bereits in Betrieb, ein drittes in Bau, zwei weiterein der Genehmigungsphase", erklärt Bachhiesl. Um die Ressourcen möglichst schonend zu nutzen und wirtschaftliche Synergien zu heben, soll auch mit Partnern kooperiert werden.

Umsichtiges Wirtschaften

Die Nutzung des Waldes als Rohstofflieferant erfordert laut Bundesforste-Waldbauchef Norbert Putzgruber umsichtiges Wirtschaften. Nicht alles, was etwa als Waldbiomasseverwertbar wäre, sei auch im Sinne der Nachhaltigkeit und dem Artenreichtumnutzbar: "Ein toter Baum ist vielleicht auch Lebensraum für den Specht." Anstatt von heute auf morgen denkt Putzgruber in einem Zeithorizont von 140 Jahren: "Solange dauert es, bis man die Auswirkungen von zu hohem Biomasseentzug im Wald sehen würde." Deshalb haben sich die Bundesforste auf Basis wissenschaftlicher Studienstrenge Richtlinien für die Nutzung von Biomasse auferlegt. "Wir entnehmen", versichert Putzgruber, "Biomasse nur dann, wenn dem Boden nicht zuviel Nährstoff entzogen wird, damit auch an mageren Standorten die nächste Baumgeneration gute Wachstumsverhältnisse vorfindet."