Düsseldorf - Ein für diese Woche geplantes Spitzengespräch über den Zusammenschluss der Warenhausketten Karstadt und Kaufhof ist vom Essener Handelskonzern Arcandor abgesagt worden. Unternehmenssprecher Gerd Koslowski sagte, Konzernchef Karl-Gerhard Eick habe Metro-Chef Eckhard Cordes telefonisch um eine Verschiebung des Treffens gebeten. Denn der Arcandor-Chef wolle am Donnerstag selbst vor dem Bürgschaftsausschuss in Berlin den Antrag des Unternehmens auf eine 650 Mio. Euro schwere Staatsbürgschaft begründen. Auf diesen Auftritt wolle er sich gründlich vorbereiten.

Doch soll das Gespräch, in dem die Möglichkeiten zur Gründung einer Deutschen Warenhaus AG gründlicher geprüft werden sollen, schon bald nachgeholt werden, wie der Arcandor-Sprecher betonte. Derzeit werde nach einem neuen Gesprächstermin gesucht. Ein Metro-Sprecher betätigte die Absage des Treffens ohne Details zu nennen. Er fügte hinzu, die Metro sei jederzeit zu einer Wiederaufnahme der Gespräche bereit.

Die Chefs von Metro und Arcandor hatten sich bereits in der vergangenen Woche erstmals getroffen, um über die Möglichkeit einer Verschmelzung der Warenhausgeschäfte zu sprechen. Doch sind ihre Interessen sehr gegensätzlich.

Der Touristik- und Handelskonzern Arcandor kämpft derzeit ums Überleben. Ohne die beantragte Staatsbürgschaft muss das Unternehmen nach eigenen Angaben am 12. Juni Insolvenz anmelden. Die Metro lehnt Staatshilfen für den Konkurrenten jedoch ab und befürchtet Wettbewerbsverzerrungen. Stattdessen hat das Unternehmen eine Fusion der Kaufhaussparten beider Unternehmen ins Gespräch gebracht. Arcandor lehnt einen solchen Schritt nicht kategorisch ab, sieht darin aber keine Lösung für die aktuellen Probleme.

Demonstration am Mittwoch

Arcandor-Mitarbeiter wollen am Mittwoch mit einer Demonstration vor dem deutschen Wirtschaftsministerium in Berlin ihrer Forderung nach Staatshilfen Nachdruck verleihen. Dann sollen der Regierung auch 750.000 Unterschriften von Karstadt-Kunden für die Rettung der Warenhauskette übergeben werden, wie der Karstadt-Betriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt im Gespräch mit dem "Tagesspiegel" ankündigte.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Union, Laurenz Meyer, bekräftigte unterdessen sein Nein zu Staatshilfen für den Arcandor-Konzern. Im ARD-Morgenmagazin erklärte der Politiker, in der jetzigen Situation sei es unmöglich, dem Konzern zu helfen. "Es würde im ganzen Handelsbereich zu Verwerfungen kommen. Wir würden jede Menge Nachfolgeunternehmen auf der Matte stehen haben, die also dann vergleichbare Kredite und Bürgschaften haben wollen."

Der Politiker erklärte, jetzt seien die Eigentümer von Karstadt in der Pflicht. "Da ist eine Bank dabei. Da ist eine vermögende Familie dabei. Deswegen glaube ich, die sollten sich in erster Linie selbst an die Nase fassen." Die Bundesregierung könne nicht geradestehen für das, was an Managementfehlern bei dem Unternehmen in den vergangenen Jahren passiert sei. (APA)