Damals wie heute: Die Holzauszeige führt Revierleiter Lukas Stepanek in den Wald.

Foto: ÖBf/W. Simlinger
Foto: ÖBf/W. Simlinger

Ein Tag im Leben von Lukas Stepanek ist abwechslungsreich. Liegt ein Reh am Straßenrand, so ist der Pernitzer Förster erster Ansprechpartner für den Finder. Wurde eine Luchsfährte im Revier entdeckt, wendet man sich an ihn. Gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen Jagdpächter und Radsportlern, heißt es für ihn zu vermitteln. Geht es um den Ankauf von Sägerundholz oder Beratung für angrenzende Waldbesitzer, um Wegerechte oder Grenzunsicherheiten, ist die Kompetenz des Revierleiters ebenfalls gefragt. "Wir sind erster Ansprechpartner vor Ort", sagt Stepanek. Sein Großvater sei dagegen in der Hauptsache mit der Waldbewirtschaftung beschäftigt gewesen, denkt Stepanek zurück. Auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht ist sein Aktionsradius groß: "Das kann mit einem Brennholz-Geschäft im Wert von 400 Euro beginnen und bei der Verhandlung über eine Jagdpacht im Rahmen von100.000 Euro enden." Seit 20 Jahren ist er im Dienst der Bundesforste, zusätzlich auch als Interessenvertretertätig. Der Beruf habe sich aber ziemlich verändert. "Langweilig", sagt er, "ist es nie."

Betriebsgröße vervielfacht

ÖBf-Personalchef Johann Sauprigl nennt als Grund für den Wandel und das neue Rollenverständnis unter anderem die Tatsache, dass sich seit den 1960er-Jahren die Betriebsgrößen nahe zu versiebenfacht hätten: "Was früher eine Forstverwaltung war, entspricht heute einem Forstrevier, indem der Revierleiter mit einem Assistenten, den er üblicherweise sogar mit einem zweiten Revierleiter teilt, und höchstens einer Handvoll Forstfacharbeitern seine Aufgaben erfüllt. "200 Förster sind unter den mehr als 1.200 ÖBf-Mitarbeitern zu finden. Mehr und mehr müssten diese unternehmerisch statt verwaltend agieren. Der Revierleiter - früher Revierförster - muss mit komplexen IT-Lösungen umgehen können, die ihm seine Arbeit erleichtern, muss sich auch als Dienstleister verstehen und darf die Finanzen nicht aus den Augen verlieren. Von Waldpädagogik über die Vermietung der Waldhütte bis zum Mitverkauf des Holzes für Einforstungsberechtigte reicht sein Tätigkeitsspektrum. "Und dann sind da nicht zuletzt die Mitarbeiter, die geführt werden müssen", ergänzt Stepanek. Auch Organisations- und Administrationsarbeit seien nicht zu unterschätzen.

Alles in allem ist Förster ein anspruchsvoller Beruf. "Nicht umsonst dauert die Ausbildung fünf Jahre", meint Anton Aldrian, Direktorder einzigen Ausbildungsstätte für Förster in Österreich. Rund 50 Absolventen entlässt die Höhere land- und forstwirtschaftliche Schule (HLFS) Forstwirtschaft in Bruck/Mur jährlich. "Früher waren die Förster zu einem Großteil in der Natur und zu Fuß unterwegs. Sie haben Holz gemessen, Grenzen kontrolliert und den Lohn ihrer Arbeiter sowie die gemessenen Holzmengen nach zahlreichen Tabellen und Schlüsseln berechnet", beschreibt Aldrian die früheren Praxisanforderungen. "Die Förster haben viel Zeit mit den Forstarbeitern im Wald verbracht und haben sich auch mit der Jagd beschäftigt." Heute sei der Förster derjenige, der den Ablauf der Arbeiten organisiere und darüber wache, dass das Ergebnis stimme. Damit man dem späteren Berufsbild schon in der Ausbildung möglichst nahe kommt, hat man sich laut Aldrian mit den Bundesforsten zusammengetan, um durch Praktikumsplätze und Exkursionen den Austausch zwischen Theorie und Praxis zu gewährleisten: "Eine gescheite Sache, weil wir erfahren, woran es in der Ausbildung mangelt." "Für uns geht es auch darum, dass wir bei dieser Kooperation die besten Kandidaten finden", benennt Sauprigl die Sicht der ÖBf.

Berufsbild in Transformation

Die Voraussetzungen, die ein angehender Förster laut Direktor Aldrian mitbringen sollte, sind keineswegs auf Naturverbundenheit beschränkt. Handwerkliches Geschick schade nicht, gefragt seien gute Noten in Biologie, Physik, Chemie, aber auch in den allgemein bildenden Gegenständen. Wer seine Heimat später bei den Bundesforsten findet und eine Karriere als Revierleiter anstrebt, absolviert sowohl als Revierassistent als auch als Revierleitereinen entsprechenden unternehmensinternen Lehrgang. Ganz abgeschlossen sei die Transformation im Berufsbild noch nicht, sagt Johann Sauprigl. Mit Hilfe eines von ihm geleiteten, mehrjährigen Unternehmensentwicklungsprojekts soll das goldene Mittelmaß zwischen Vor-Ort-Arbeit und Managementaufgaben herausgefunden werden. Ziel ist es, die Förster zu entlasten und ihnen die dafür nötigen Instrumente an die Hand zu geben. Ein Förster mit Leib und Seele wie er weiß aber ohnedies, dass es ohne Engagement in seinem Beruf nicht geht: "Wer Berufs- und Privatleben vollständig trennen will, ist hier fehl am Platz." Die Arbeit ist Stepanek aber auch Lohn: "Man muss weit vorausschauen. Wenn ich heute etwas pflanze, dann wird es in 120 Jahren mein Nachnachnachfolger ernten. Das ist das Großartige daran."