Nach dem Fund von Kokainspuren in Red-Bull-Cola in Deutschland sind in Österreich die Untersuchungen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) noch im Laufen: Ergebnisse soll es zum Wochenende hin geben. Aber schon zuvor sollen Rechtsexperten darüber nachdenken, was passiert, wenn tatsächlich Kokainspuren gefunden werden: Das sei ein rechtlich neues Problem in der Abgrenzung zwischen Lebensmittelrecht und Suchtmittelrecht, hieß es aus dem Gesundheitsministerium nach einer Sitzung Montagnachmittag zum Thema.

Bei der in Deutschland gefundenen Menge von 0,4 Mikrogramm Kokain pro Liter besteht keine Gesundheitsgefährdung, allerdings gibt es rechtlich ein Problem: Kokain ist in Österreich verboten. Werden Kokainspuren gefunden, fällt das bisher als Lebensmittel am Markt befindliche Red-Bull-Cola folglich unter das Suchtmittelgesetz. Das "Problem" ergibt sich sozusagen durch die immer feiner werdende Analysemethoden und Technik und dürfte wohl auch andere Produkte betreffen.

"Neue Schnittstelle"

Experten sollen sich nun dieser "neuen Schnittstelle" annehmen, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Gesundheitsministerium. Ein von Red Bull beim österreichischen Institut Belan in Auftrag gegebenes Gutachten hingegen hat laut dem Unternehmen keine Kokain-Spuren nachgewiesen: Die jüngsten Werte seien sofort nach dem Vorliegen der deutschen Ergebnisse vergangenen Freitag gemessen worden. "Die Messmethode ist LC/MS, das heißt Flüssigchromatographie kombiniert mit Massenspektrometrie - die gängigste und empfindlichste Methode, die derzeit verfügbar ist."

Zum Schluss, dass keine Gesundheitsgefährdung besteht, kam mittlerweile auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Damit Kokain seine unerwünschten Nebenwirkungen auf das zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System entfalten könnte, wäre laut BfR die 7.000-fache Konzentration notwendig. Ob das Cola weiter verkauft werden dürfe, müssten aber die jeweiligen Landesbehörden entscheiden, sagte eine BfR-Sprecherin der Nachrichtenagentur AP. Die Menge von 0,4 Mikrogramm Kokain pro Liter bedeute, "dass auf ein Mal jemand 100.000 Liter trinken muss, um eine Wirkung zu erzielen", erklärte eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit (LIGA), das den Zufallsfund in der Vorwoche gemacht hatte.

In Nordrhein-Westfalen bleibt der Verkauf des Getränks verboten, in Bayern das Verkaufsverbot nach Gesprächen mit dem Hersteller vorerst in Kraft. Der Freistaat will eigene Tests durchführen. In Sachsen und Thüringen haben entweder Hersteller oder die Großhandelsketten die entsprechende Charge von sich aus zurückgezogen. In Mecklenburg-Vorpommern sind die Lebensmittelämter beauftragt, dies zu tun. In Hamburg wies das Gesundheitsamt den Handel an, Red Bull nicht mehr anzubieten. Ebenfalls bereits aus dem Verkehr gezogen wurde das Getränk in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. In Brandenburg wird das fragliche Cola derzeit weiter verkauft. (APA/AP)