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Typisches Bild der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA: Kim Jong Il besichtigt eine Baustelle.

Foto: AP/KCNA

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Das Panoramagemälde im Hintergrund erlaubt Rückschlüsse auf den Standort der Anlage.

Foto: epa/KCNA

Kim Jong Il, Nordkoreas Staatschef, tritt nur selten öffentlich auf. Bei diesen wenigen Anlässen wird er meist von einem Fotografen der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA begleitet, dessen Bilder dann zu einem späteren Zeitpunkt an die internationalen Agenturen weitergegeben werden. Wann und wo die Aufnahmen entstanden sind, ist kaum zu überprüfen.

Doch bei einem Foto, dass den Machthaber bei der Eröffnung des Wasserkraftwerks "Ryesonggang-Jugend Nummer Eins" zeigt, fielen dem Wirtschaftsstudenten Curtis Melvin aus Virginia zwei Druckleitungen auf, die er bereits bei Google Earth gesehen hatte. So gelang es ihm, den Standort des Kraftwerks festzustellen. Melvins Projekt "North Korea Uncovered" lebt von Usereinsendungen.

Die Angaben über die Standorte von Touristenattraktionen, Militärstützpunkten oder Raketenstartrampen werden anhand von Satellitenaufnahmen überprüft und in einer Datenbank gesammelt. "Wir benützen Fachbücher, nordkoreanische Publikationen, Fotos und Landkarten" sagte Melvin zu derStandard.at, "und versuchen, geflohene Nordkoreaner zu kontaktieren, die über weitere Standorte Bescheid wissen. Manche Angaben sind geschätzt, aber das Schöne am Internet ist, dass die verschiedensten Leute Fehler entdecken und uns darauf aufmerksam machen können."


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Laut "North Korea Uncovered" zeigt das Satellitenbild Kim Jong Ils privates Badeschiff.

Die Sammlung begann mit ein paar Sehenswürdigkeiten, die Melvin nach seinen beiden Nordkorea-Reisen auf Google Earth eintrug. Mittlerweile enthält die Datenbank tausende Einträge, darunter die Standorte vieler nuklearer Anlagen, versteckte Startbahnen nahe der Grenze zu Südkorea, Kraftwerke und sogar 47 Restaurants.

Dem Team gehören auch mehrere ehemalige US-Militärs an, die sich beruflich mit Nordkoreas Rüstungsanlagen beschäftigt haben. So fand der jetzige Staatsanwalt Joshua Stanton, der jahrelang in Südkorea stationiert war, das berüchtigte Gefängnis "Camp 16", indem er von ehemaligen Insassen angefertigte Zeichnungen mit Satellitenbildern verglich.

Stantons Informationen dienten als Grundlage für US-Senator Sam Brownbacks Präsentation über die Menschenrechtslage in Nordkorea.

Lebensmittelmärkte entstehen

Die Beiträge des russischen Historikers Andrei Lankov dokumentieren das Entstehen von Lebensmittelmärkten. Der größte davon, Pyongsong, liegt 16 Kilometer außerhalb der Pjöngjang. Näher dürfen Landbewohner ohne Passierschein nicht an die Hauptstadt kommen, und die Distanz ist für Stadtbewohner gerade noch bewältigbar.


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Auf der linken Seite ist der Lebensmittelmarkt Pyongsong zu sehen.

So gelingt es den Amateurspionen, Details aus dem Alltag der nordkoreanischen Bevölkerung herauszufinden. Als Beispiele nennt Melvin die Stromleitungen, die an Städten vorbeiführen und dann bei Luxusvillen enden oder aus dem Weltall erkennbare Menschenmassen vor den neuen Lebensmittelmärkten.

"Wir verlassen uns darauf, dass die Nordkoreaner weiterhin über Kims Reisetätigkeit berichten", sagte er zum 'Wall Street Journal', "die Bilder verhelfen uns immer wieder zu großartigen Entdeckungen". (bed/derStandard.at/26.5.2009)