Wien - Bei der Mineralölfirma BP Austria sind die Zeiten des großen Job-Abbaus und weitreichender Tankstellen-Bereinigungen vorbei. Nur noch einige wenige Arbeitsplätze dürften in den kommenden Jahren etwa durch die europaweite Konzentration des Kundendienstes in Budapest verloren gehen, da sind in Österreich 20 der 323 Mitarbeiter tätig. Die Tankstellen-Zahl wurde 2008 von 485 auf 463 reduziert. Ab 2010 ist BP Austria keine AG und GmbH mehr, sondern eine Zweigstelle der BP Europe SE, ohne eigene Rechtspersönlichkeit. Der weltweite Konzernumbau soll Prozesse vereinfachen und die Systemlandschaft vereinheitlichen, sagte Österreich-Chef Manfred Killian am Dienstag.

Den Umsatz konnte BP in Österreich 2008 von 1,25 auf 1,50 Mrd. Euro steigern, der Absatz ging dagegen - marktkonform - leicht zurück von 2,02 auf 1,99 Mio. t. Nach minus 3,7 Prozent schrumpfte der heimische Treibstoffmarkt heuer im 1. Quartal um 5 Prozent. Nach eigenen Angaben verkauft BP bei seinem Treibstoffabsatz an Diesel-Pkw zu 18 bis 20 Prozent seinen "Ultimate Diesel" und bei Benzin zu 13 bis 15 Prozent den "Ultimate Super". Bei Schmiermitteln ist man Nummer 1 mit 30 Prozent Marktanteil in der Industrie und über 50 Prozent bei Kfz-Werkstätten.

Betriebsergebnis

Das Betriebsergebnis von BP in Österreich sank 2008 von 12,4 auf 2,9 Mio. Euro, das EGT stieg auf 10,7 Mio. Euro - laut Killian um 3 Mio. mehr als 2007. Der Jahresgewinn lag bei 19,0 Mio. Euro, ist aber mit 2007 wegen einer damaligen Kapitalrücklagen-Auflösung nicht vergleichbar. Die 19 Mio. Euro enthalten 11 Mio. Euro a.o. Ertrag aufgrund einer Bestandsaufwertung bei der BP Austria Marketing GmbH, deren operatives Geschäft im Herbst zur BP Austria AG gewandert ist. Investiert wurden diesmal 18,8 Mio. Euro nach rund 22 Mio. Euro.

Die Margen im Treibstoffgeschäft bezeichnete Killian als niedrig und "unbefriedigend", daher gingen auch Marktmissbrauchs-Vorwürfe "ins Leere". Realität seien 0,2 bis 0,3 Prozent Umsatzrentabilität. Die Spritpreis-Verordnung, mit der Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ein mehrmaliges Anpassen der Preise pro Tag unterbinden will, lehnt BP Austria ab: "Davon halten wir nicht viel. Das kommt einer amtlichen Preisregelung sehr nahe." Bei einer repräsentativen Tankstelle sei seit 1. März an 81 Tagen 209 mal der Preis verändert worden, 175 mal nach unten, nur 34 mal nach oben. Dass Preise an Autobahn-Zapfsäulen etwas höher als im Umfeld sind, liege an den dort tatsächlich höheren Kosten für Personal, der teurerer Infrastruktur und den variablen Gebühren an die Asfinag.

Hofer-Tankstellen werden beäugt

Die bei "Hofer"-Filialen geplanen Diskont-Tankstellen - die ersten drei soll es ab Juni geben - sieht BP Austria durchaus als Testlauf auch für das eigene Unternehmen. Die gesamte Mineralölbranche und auch der Lebensmittelhandel würden dieses Vorhaben mit Interesse beobachten und danach ihre Schlüsse daraus ziehen. "Wir sind sicher gesprächsbereit, wenn dann jemand auf uns zukommt", so Killian.

Flüssiggas als Treibstoff, wie er sich in Deutschland bereits dynamisch entwickle, gibt Killian auch in Österreich eine Chance, "wenn sich die Rahmenbedingungen ändern". Dies betreffe etwa Steuerfragen und die Genehmigungsprozesse. Der Erdgasmarkt entwickle sich bereits hierzulande, wenn auch auf niedrigem Niveau und eher nur urban bzw. in Flotten. Fünf unbemannte Automatentankstellen werden im Rahmen des "BP Express"-Konzepts getestet, "für ein erkennbar wachsendes Kundensegment", wie Killian sagt. Ausgebaut wird auch das Bistro-Konzept: 57 Stationen sind bereits mit "Wild Bean Cafes" ausgestattet, heuer sollen weitere 14 Standorte folgen.

Die Zukunft des Elektro-Autos sieht BP Austria, trotz ehrgeiziger Ziele etwa im Nachbarland Deutschland, noch nicht angebrochen. Hier seien noch technische und Infrastrukturfragen zu lösen, so Killian im Bilanzpressegespräch. Deutschland peilt bis 2010 die erste Million Elektro-Fahrzeuge an, bis 2030 sollen es 5 Mio. sein. (APA)