New York/London/Wien - Der russische Oligarch Oleg Deripaska steht einem Zeitungsbericht zufolge kurz vor einer Vereinbarung zur Restrukturierung der Milliardenschulden seiner Unternehmen. Die Vereinbarungen sollten erlauben, dass Deripaskas Imperium überlebe, ohne dass er die Kontrolle über die Kerngeschäfte verliere. "Abgesehen von einigen wenigen schwierigen Fällen werden die Unternehmen überleben", sagte die Vize-Chefin der Deripaska-Holding Basic Element, Olga Sinowiewa, dem "Wall Street Journal" (Dienstagausgabe). Die "akute Phase" sei Vergangenheit, und sobald verbindliche Dokumente mit Kreditgebern unterschrieben seien, werde sich die Situation normalisieren.

Die Holding hält Anteile am weltgrößten Aluminiumkonzern Rusal, dem zusammen mit dem kanadisch-österreichischen Magna-Konzern an Opel interessierten Autohersteller Gaz sowie mehreren Energie-, Luftfahrt- oder Baukonzernen wie der österreichischen Strabag. Die Gesamtschulden der Basic-Element-Beteiligungen wurden zuletzt mit mehr als 25 Mrd. Dollar (17,8 Mio. Euro) genannt. Für Rusal, das Herzstück des Deripaska-Imperiums, erwartet Sinowiewa laut WSJ im nächsten Monat ein Restrukturierungsabkommen über 7,3 Mrd. Schulden bei ausländischen Banken. Zudem hoffe man auf eine Vereinbarung über den 4,5 Mrd. Dollar-Kredit einer russischen Staatsbank vom Herbst des Vorjahres.

Zwischenfinanzierung

Bereits geeinigt hat man sich bei der österreichischen Strabag, an der Deripaska 25 Prozent und eine Aktie hält. Die Raiffeisen Holding hat dem russischen Oligarchen eine "Zwischenfinanzierung" zugesichert. Demnach werden Haselsteiner-Stiftung, Uniqa und Raiffeisen Holding die Strabag-Aktien von Deripaskas Unternehmen Basic Element übernehmen. Eine "entscheidende" Aktie bleibt bei Deripaska, dem bis Ende 2009 eine Call Option eingeräumt wurde, um die Anteile wieder zurückzukaufen. Das Obligo soll laut Medienberichten etwa 460 Mio. Euro betragen.

Die Unternehmen, die Deripaska zu behalten hofft, sind laut WSJ Neben Rusal und Gaz auch das Versicherungsunternehmen Inhosstrakh sowie Bau- und Forstbeteiligungen. Als "unsicher" genannt werden in der Zeitung der Ölkonzern Russneft sowie der Flugzeugbauer Aviakor. Bereits verloren hat Deripaska demzufolge Bank Soyuz (an den Staat) sowie die Anteile an Magna und Hochtief.

Deripaska gehörte bis 2008 zu den reichsten Männern Russlands, geriet jedoch durch die Finanzkrise ins Schleudern. Aktienpakete, die als Sicherheiten für Kredite hinterlegt wurden, haben stark an Wert verloren, so dass die Banken Darlehen fällig stellten oder zusätzliche Sicherheiten verlangten. Vergangenes Jahr war er vom US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" mit einem Vermögen von rund 28 Mrd. Dollar als reichster Russe geführt worden. Heuer wurde mit 3,5 Mrd. Dollar nur mehr an die zehnte Stelle gereiht.(APA/dpa-AFX/Reuters)