Innenministerin Maria Fekter droht allen (religiösen) Fanatikern mit "voller Härte". Ja, das ist der richtige Weg, denn wir wissen ja alle, dass sich besonders religiöse Fanatiker, Attentäter, Selbstmordattentäter, Menschen, die nur eine Wahrheit kennen und dafür bereit sind, zu morden und zu sterben, dass sich die von innenministerlicher Härte aber so was von abschrecken lassen!

Wenn das die Sikh-Fundamentalisten, die in Wien in eine religiöse Versammlung einbrachen, gewusst hätten! Ein Blick in die stahlharten Augen von Ministerin Fekter, und sie hätten abgelassen von ihrem schändlichen Tun, wären heimgegangen und hätten sich zitternd verkrochen.

Der österreichisch-provinzielle Härte/Law-and-Order/Einspirrn-Komplex, mit dem nun schon vier ÖVP-Innenminister aus den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Tirol mit dem Phänomen des internationalen religiösen Fanatismus fertigzuwerden versuchen, wird langsam zu einem Sicherheitsproblem. Hier geht es nicht um "Härte", sondern um intelligente Polizeiarbeit, um Informiertsein, Kenntnis der Szene, Hinschauen und Hinhören, wenn die leitenden Persönlichkeiten einer religiösen Gemeinde sagen: Wir machen da eine größere Versammlung mit einem umstrittenen Guru.

Der leitende Funktionär des Bundesamtes für Verfassungsschutz kann in der Pressekonferenz nach der Tat jetzt nicht genau sagen, bei welcher Polizeidienststelle der Anruf eingegangen ist. Die Ermittlungen laufen vermutlich.

Gelungen auch der Krone-Kommentator, der empört fragt, wer denn die Sikhs nach Österreich hereingelassen hat? Na, vielleicht fragt er bei der Leitung des Krone-Vertriebs nach, die viele seit Jahren als Kolporteure beschäftigt und sich entsprechend für Aufenthalts-und Arbeitsgenehmigung einsetzen müsste.

Andere Verkäufer in Zeitungskiosks oder Taxifahrer kann man immer wieder beim intensiven Studium des Korans antreffen, manche machen dann im Gespräch Äußerungen, die man so oder so auslegen kann, und ähnliche Alltagserfahrungen mehr. So ist das, wenn man in einer europäischen Hauptstadt lebt. Nicht nur der Bürger, sondern auch die Sicherheitsbehörden müssen sich auf derlei einstellen, und nicht erst jetzt "Schwerpunktgruppen" (Fekter) gegen religiöse Extremisten gründen.

Damit auch das klar ist: Keine Polizei der Welt kann die vielen religiösen, ethnischen und sonstigen Gemeinschaften, die ein Radikalisierungspotenzial haben, präventiv im Auge haben.

Aber bei unserer Sicherheitspolitik hat man das Gefühl, sie konzentriere sich auf martialische Aussagen ("Volle Härte") und die Bedienung von Stammtisch/Boulevard, statt sich mit dem Phänomen an sich auseinanderzusetzen. Wie lange schon haben wir dieses Geschrei von "härteren Gesetzen", "härteren Strafen" usw.? Hat sich ein einziger religiöser Fanatiker oder auch nur das Mitglied einer albanischen, moldauischen oder rumänischen Einbrecherbande davon beeindrucken lassen?

Gefragt ist Professionalität statt Law-and-Order-Provinzialismus. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 27. Mai 2009)