Kreditausfälle vor allem im Osten fordern ihren Tribut. Die Raiffeisen Zentralbank hat ihre neuen Kreditrisikovorsorgen auf 596 Mio. Euro versechsfacht; operativ hat sie zugelegt. Nun soll das Geschäft gedrosselt werden.

Wien – Die RZB hat am Mittwoch ihr Ergebnis zum ersten Quartal 2009 veröffentlicht – und das hat es in sich. Das Spitzeninstitut des Raiffeisensektors, dem rund 70 Prozent der Ostbanken-Holding Raiffeisen International (RI) gehören, hat operativ das zweitbeste Quartal seiner Geschichte hinter sich. Das Betriebsergebnis ist gegenüber dem ersten Quartal 2008 um ein Drittel auf 723 Mio. Euro gewachsen, wozu in erster Linie Zuwächse beim Handelsergebnis beitrugen (plus 154 Mio. auf 164 Mio. Euro; in erster Linie schlugen sich da Bewertungsgewinne von Zinsderivaten zu Buche). Auch der Zinsüberschuss ist um sechs Prozent gestiegen, obwohl die Bank schon die ersten Zinszahlungen (35 Mio. Euro) für die vom Staat geborgten 1,75 Mrd. Euro Partizipationskapital gezahlt hat.

Der Gewinn, der nach Steuern übrigblieb, brach aber von 117 Mio. auf 39 Mio. Euro ein; nach Minderheiten lag er bei 26 Mio. Euro, was darin liegt, dass Tochter RI weniger zum Ergebnis beigetragen hat als zuletzt. Denn: Der Ostbanken-Arm der RZB hat im erstenQuartal nur noch 56 Mio. Euro Überschuss gemacht, um 78 Prozent weniger als Ende 2008 bzw. um 53 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Grund für den Gewinneinbruch sind die massivenRisikovorsorgen, die die RZB per Quartalsende gebildet hat. In diesem Zeitraum war laut RZBnämlich "eine deutliche Steigerung der Kreditausfälle zu verzeichnen, was insbesondere für Fremdwährungskredite gilt" . Die Folge: Die neuen Kreditrisikovorsorgen wurden versechsfacht, und zwar von 96 auf 596 Mio. Euro. In erster Linie fielen Kreditkunden in der Ukraine, Russland, Ungarn und Serbien aus; die Kreditrisikovorsorgen der RI (445 Mio. Euro) haben sich im Jahresvergleich vervierfacht. Jene Quote, die die notleidenden Kredite (non performing loans) mit dem gesamten Kreditvolumen in Relation setzt, hat sich auf 4,26 Prozent erhöht.

Die Geschäftskunden bereiten den Bankern am meisten Sorgen, bei ihnen sind die notleidenden Kredite (als "non performing" gelten jene Kredite, bei denen der Kunde mit seinen Zahlungen drei Monate im Rückstand ist) laut Quartalsbericht um 62 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro angewachsen. Besondere Sorgenkinder sind die Geschäftskunden in Russland und den GUS-Staaten. Insgesamt sind die Kreditrisikovorsorgen in der Sparte Geschäftskunden um 15 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro angestiegen (in Österreich sind 600 Mio. Euro notleidend, davon fast 460 Mio. vorgesorgt).

Im Privatkundengeschäft sind die notleidenden Kredite um einDrittel (auf 1,3 Mrd. Euro) gestiegen, am meisten in Südeuropa und der GUS. Die entsprechende Vorsorge: rund eine Mrd. Euro (auf Österreich entfallen davon 7,5 Mio. Euro). Auch die isländischen Banken schlagen sich in der ersten Teilbilanz 2009 nieder: in Form von 477 Mio. Euro an nichtbedienten Krediten, für die mit rund 300 Mio. Euro vorgesorgt ist. Insgesamt landeten die notleidenden Kredite im Konzern per Ende März bei einem Stand von fast vier Mrd. Euro, für 2,8 Mrd. ist vorgesorgt.

Auch der Eigenkapitalpolster der Gruppe hat sich (nicht zuletzt durch den Währungsverfall) verdünnt. Jener der RZB verringerte sich um fast 370 Mio. Euro, die gesamten Eigenmittel sanken um 3,1 Prozent auf rund zehn Mrd. Euro.

Die Folge all dessen, so ist aus Beraterkreisen zu hören: Das Geschäft wird bis Ende des Jahres kräftig zurückgefahren. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.5.2009)